Der Anwalt des mutmaßlichen Opfers von Ex-IWF-Chef Dominique Strauss Kahn hat der New Yorker Bezirksstaatsanwaltschaft Befangenheit in dem Fall vorgeworfen und die Einsetzung eines Sonderermittlers gefordert. Anwalt Kenneth Thompson machte die Ermittler am Mittwoch dafür verantwortlich, dass Zweifel an der Glaubwürdigkeit seiner Mandantin öffentlich geworden seien. Die Staatsanwaltschaft wies den Vorwurf zurück.
Die Bezirksstaatsanwaltschaft sei offensichtlich dafür verantwortlich, dass widerholt Interna in Medien veröfftlicht worden seien, die den Ruf seiner Mandantin schädigen oder gar zur Niederschlagung der Vorwürfe gegen Strauss-Kahn dienen sollten, kritisierte Anwalt Thompson in einem Schreiben an die Ermittlungsbehörde. Die Staatsanwaltschaft habe es in dem Fall an Fairness und Unparteilichkeit mangeln lassen. In seinem Schreiben erwähnte Thompson zudem einen "möglichen Interessenkonflikt" in der Bezirksstaatsanwaltschaft, da eine ranghohe Mitarbeiterin der Behörde mit einem von Strauss-Kahns Anwälten verheiratet sei.
Die New Yorker Staatsanwaltschaft wies die Vorwürfe zurück und lehnte es strikt ab, den Fall abzugeben. Unterstellungen, die Ermittler seien in dem Fall befangen, seien "vollkommen unbegründet", erklärte eine Sprecherin von Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance. Am Mittwoch hatte es ein Treffen zwischen Vertretern der Staatsanwaltschaft und Strauss-Anwälten gegeben. Anschließend hatte die Staatanwaltschaft erklärt, die Ermittlungen würden fortgesetzt. Auch der Forderung nach einer Einsetzung eines Sonderstaatsanwaltes erteilte sie eine Absage.
Wegen der Zweifel der Staatsanwaltschaft ist Strauss-Kahn nach mehreren Tagen in Untersuchungshaft und anschließendem Hausarrest inzwischen wieder auf freiem Fuß, das Verfahren gegen ihn läuft aber dennoch weiter. Die nächste Anhörung vor Gericht ist für den 18. Juli geplant.
Inzwischen droht Strauss-Kahn auch in seiner Heimat ein Ermittlungsverfahren, nachdem eine Autorin Anzeige wegen eines sexuellen Angriffs im Jahr 2003 erstattet hat. Die Vorwürfe waren im Lichte der Ereignisse in New York erst jetzt an die breite Öffentlichkeit gekommen.