Die drei deutschen Geiseln im Jemen sind frei. Das bestätigte am Freitag ein Vertrauter des Verhandlungsführers der Regierung, Abdul-Kawi Obad. Seinen Angaben zufolge nahmen die Architektin Julia T. und ihre Eltern nach ihrer Freilassung ein Mittagessen im Haus des Verhandlungsführers ein. Sein Haus liegt in einem Dorf, das nicht weit von dem Ort entfernt sei, in dem die Familie aus Schleswig-Holstein gefangen gehalten worden war. Am Abend trafen die Geiseln in Jemens Hauptstadt Sanaa ein.
Ein Beamter des jemenitischen Innenministeriums bestätigte, dass sich die Geiseln in der Hauptstadt befinden. "Die Deutschen sahen erschöpft aus", sagte er. Empfangen worden seien sie unter anderem von Innenminister Mutahar al-Masri und einem Vertreter der deutschen Botschaft. Ob und wann sie das Land verlassen wollten, sei noch unklar. Die Deutschen waren am vergangenen Sonntag während eines Ausfluges von fünf bewaffneten Angehörigen des Abu-Dhabian-Stammes verschleppt worden.
Der Anführer der Kidnapper, Abdu-Rahu Saleh al Tam, hatte kurz vor der Freilassung erklärt, er habe die Deutschen an einen anderen Ort unweit ihres alten Verstecks gebracht, weil er eine Befreiungsaktion befürchte. Al Tam hatte die Deutschen entführt, um die jemenitische Regierung zu zwingen, seinen Sohn und einen seiner Brüder freizulassen, die wegen einer früheren Entführung im Gefängnis sitzen. Auch ein in New York in Haft sitzender Geistlicher sollte im Austausch mit den Geiseln freigelassen werden, so eine spätere Forderung. Außerdem hatte al Tam eine finanzielle Entschädigung für ein Grundstücksgeschäft gefordert, bei dem sich seine Familie übervorteilt gefühlt hatte.
Aus Kreisen der Verhandlungsführer hieß es am Freitag, die zwei Angehörigen von Al Tam seien nicht freigelassen worden. Die Regierung habe den Kidnappern jedoch versprochen, sich binnen einer Woche noch einmal eingehend mit dem Fall zu befassen.