Krawalle bei EM Richter verurteilen Warschauer Hooligans

Vom Stadion zum Strafrichter – Zahlreiche Hooligans des EM-Spiels Polen - Russland wurden bereits dem Richter vorgeführt. Die Urteile beeinflussen die Sicherheit bei den nächsten Matches aber kaum.

Nach den schweren Krawallen am Rande des EM-Fußballspiels zwischen Polen und Russland müssen mehrere Randalierer hinter Gitter. Mindestens vier polnische Hooligans, zwei Russen und zwei Spanier seien am Donnerstag zu drei bis fünf Monate langen Haftstrafen verurteilt worden, sagte ein Gerichtssprecher in Warschau. Demnach wurden bereits gegen 30 der 184 festgenommenen Krawallmachern Urteile gefällt.

Polnische Hooligans hatten am Dienstag wiederholt versucht, eine unter starkem Polizeischutz zum Stadion marschierende Gruppe von mehreren tausend russischen Fans zu provozieren und zu attackieren. Auch russische Fans zeigten sich sehr aggressiv. Bei den Auseinandersetzungen, die sich nach dem Spiel in den nächtlichen Straßen Warschaus fortsetzten, wurden 20 Personen krankenhausreif geschlagen, darunter zehn Polizisten. Auch mindestens ein deutscher Fußballfan soll unter den Verletzten gewesen sein. Die Polizei griff mit Wasserwerfern, Gummigeschossen und Tränengas ein.

Angst vor erneuten Ausschreitungen

Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski plädierte für härtere Strafen gegen Hooligans. "Dies ist ein Moment, in dem der polnische Staat schärfere Strafen anwenden sollte, um die Polen von dem Risiko zu befreien, dass Sportereignisse verdorben werden", setzte er in einem Interview mit dem Nachrichtensender TVN 24 auf die abschreckende Wirkung solcher Sanktionen. Auch Sportministerin Joanna Mucha hatte zuvor härtere Strafen für Hooligans gefordert: "Wir sollten alle Möglichkeiten erwägen, auch Arbeiten für das Allgemeinwohl, die von polnischen Gerichten selten verhängt werden. Das wäre zugleich eine Möglichkeit für die Resozialisierung von Hooligans."

Erneute Krawalle können aber ohnehin nicht ausgeschlossen werden. "Ist die EM noch sicher?" fragte etwa die liberale polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza". Die polnischen Behörden fürchten eine Faninvasion von 20 000 Russen für das letzten Gruppenspiel der "Sbornaja" am Samstag gegen Griechenland. Es werde "angemessene Sicherheitsmaßnahmen" geben, versprach Innenminister Jacek Cichocki und warnte vor unrealistischen Erwartungen an die Polizei. "Man kann nicht neben jedem Restaurant, neben jedem Tisch einen Polizisten platzieren", sagte er in einem Interview des Rundfunksenders "Radio Zet". "Die Polizei wird eine Risikoanalyse vornehmen. Wenn sich herausstellt, dass Sicherheit wie beim Spiel Polen - Russland notwendig ist, dann wird es (so einen Polizeieinsatz) geben", betonte Cichocki.

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juho/Eva Krafczyk, DPA

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