Kriminalität Blutige Familientragödie in Augsburg

In einem Doppelhaus wurden die Leichen einer türkischen Familie gefunden. Die Opfer - ein siebenjähriges Mädchen, ihre Mutter, deren Bruder, die Oma sowie ein Besucher der Familie - sind erstochen worden. Nach dem Ehemann wird gefahndet.

Wie an jedem Tag kam der 24-jährige Freund der Familie zu dem Häuschen in der fast beschaulichen Wohnsiedlung "Bärenkeller" im Augsburger Norden. Doch am Montagmittag bot sich ihm ein ein grauenhaftes Bild. Im ganzen Haus verteilt - vom Keller bis unter das Dach - lagen fünf blutüberströmte Leichen der befreundeten türkischen Familie: ein siebenjähriges Mädchen, dessen 29 Jahre alte Mutter, deren 25-jähriger Bruder, die 53-jährige Oma und ein 37-jähriger Besucher der Familie. Alle erstochen. Sie wohnten erst eineinhalb Jahre hier.

Nachbarn sind fassungslos

Die Rollläden des Häuschens in der Hirschstraße sind geschlossen, die Straße weiträumig abgesperrt. Vor dem Haus stehen mehrere Polizeifahrzeuge. Passanten, nicht nur Nachbarn, stehen fassungslos hinter den Absperrungen. "Wir haben das Mädchen oft mit Freundinnen auf der Straße gesehen, wie sie mit dem schwarzen Hund gespielt haben", sagt Monika Lerch (41), die schräg gegenüber in einem gelben Reihenhaus wohnt. "Es ist schrecklich und wir alle stehen unter Schock."

Auch Anna Olear (53) hat die Siebenjährige täglich mit dem Hund auf der Straße gesehen. "Sie war ein lustiges und nettes Mädchen. Wir haben uns noch vor Tagen mit Schneebällen beworfen", erinnert sie sich. "So etwas Schreckliches passiert nicht alle Tage, schon gar nicht bei uns", sagt der 75-jährige Heinrich Hirschbolz aus der Nachbarschaft.

Polizei bei der spurensicherung

Während die Nachbarn über die unfassbare Tat rätseln, ist die Polizei damit beschäftigt, die Spuren im Haus akribisch zu sichern. Andere Beamte gehen in der Straße von Haus zu Haus und stellen Nachforschungen an. Niemand hat etwas gehört oder gesehen.

Schon eine Stunde nach der Entdeckung der Tat läuft eine Fahndung nach einem Familienangehörigen auf Hochtouren. Er soll zu der getöteten Mutter der Siebenjährigen eine Beziehung gehabt haben. Die Polizei spricht von einem Familiendrama, vermutet eine Beziehungstat. Der Gesuchte hat möglicherweise den Hund der Familie, einen Rottweiler, bei sich. Zur Fahndung nach dem 37-Jährigen sagte die Polizei, man wisse nicht, ob der Mann der Täter sei, doch könne er auf jeden Fall wichtige Angaben zum Geschehen machen, hieß es. "Wir können aber nicht ausschließen, dass der Mann in Zusammenhang mit der Tat steht", so ein Polizeisprecher.

Psychologische Betreuung für Polizeibeamte

Dem Pressesprecher der Polizei ist die Betroffenheit ins Gesicht geschrieben, als er aus dem Haus kommt. "Das ist natürlich kein schöner Anblick", sagt er. "Aber das ist die Arbeit der Polizei, die Erlebnisse werden verdrängt", versucht er mit dem Schrecken fertig zu werden. Polizeibeamte und Sanitäter, die als erste an den Tatort gekommen waren, mussten vom Kriseninterventionsteam des Bayerischen Roten Kreuzes psychologisch betreut werden

DPA
Nikolaus Dominik und Franz Smets, dpa

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