Missbrauchsfälle Vatikan verteidigt Reaktion der Kirche als prompt und transparent

Der Vatikan hat die Reaktion der Kirche in Deutschland auf die Fälle von sexuellem Missbrauch als prompt und transparent verteidigt. Das Problem Kindesmissbrauch gehe aber über die Kirche hinaus, sagte ein Vatikansprecher. Papstbruder Georg Ratzinger gab derweil zu, Zöglinge geohrfeigt zu haben.

Der Vatikan hat die Reaktion der Kirche in Deutschland auf die Fälle von sexuellem Missbrauch als prompt und transparent verteidigt. Das Problem Kindesmissbrauch gehe aber über die Kirche hinaus, sagte ein Vatikansprecher. Papstbruder Georg Ratzinger gab derweil zu, Zöglinge geohrfeigt zu haben. Außerdem habe er von den Prügel-Praktiken in der Internatsvorschule der Regensburger Domspatzen gehört, sei aber nicht eingeschritten. Auch am Dienstag wurden wieder neue Missbrauchsfälle bekannt.

Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte, jeder Fall von Missbrauch in der Kirche sei "besonders bedauerlich", da sie erzieherische und moralische Verantwortung trage. Die katholische Kirche sei bereit, sich auf Strategien festzulegen, die Missbrauch verhindern sollten.

Unterdessen räumte der frühere Regensburger Domkapellmeister Ratzinger ein, bis zum Ende der 70er Jahre in den Chorproben selbst hin und wieder Ohrfeigen verteilt zu haben. Doch habe er nie jemanden "grün und blau" geschlagen, sagte er der "Passauer Neuen Presse". Früher seien Ohrfeigen "einfach die Reaktionsweise auf Verfehlungen oder bewusste Leistungsverweigerung" gewesen.

Von den Prügel-Praktiken in der Internatsvorschule der Regensburger Domspatzen habe er zwar von einigen seiner Sänger erfahren, jedoch: "Das Ausmaß dieser brachialen Methoden von Direktor M. war mir nicht bekannt. Wenn ich gewusst hätte, mit welch übertriebener Heftigkeit er vorging, dann hätte ich schon damals etwas gesagt."

Die Deutsche Bischofskonferenz betonte, dass sie die staatlichen Strafverfolgungsbehörden bei der Verfolgung sexuellen Missbrauchs vorbehaltlos unterstütze. Sie fordere Geistliche zu einer Selbstanzeige auf, wenn Anhaltspunkte für eine Tat vorlägen, und informiere von sich aus die Strafverfolgungsbehörden. Darauf werde nur unter außerordentlichen Umständen verzichtet, etwa wenn es dem ausdrücklichen Wunsch des Opfers entspreche.

Das Bistum Limburg untersucht laut einer Mitteilung derzeit Verdachtsfälle gegen fünf weitere Priester und kirchliche Mitarbeiter. Die aktuell bekannt gewordenen Vorwürfe reichten weit zurück: Sie sollen sich in den 50er, 60er und 70er Jahren ereignet haben.

Nach Aufdeckung des Missbrauchsskandals am Bad Godesberger Jesuiten-Gymnasium Aloisiuskolleg könnte sich die Zahl der Betroffenen in den kommenden Wochen weiter erhöhen. Bislang seien 30 Fälle bekannt, erklärte das Kolleg in einem Zwischenbericht. Im Zusammenhang mit Anschreiben an bestimmte Jahrgänge in den 50er und 60er Jahren sei jedoch nicht auszuschließen, dass sich in Zukunft weitere Betroffene melden könnten.

Auch in einer Einrichtung der evangelischen Diakonie soll es zu Übergriffen auf Kinder gekommen sein. Mit zweifelhaften Therapie-Methoden sollen Mitarbeiter über Monate autistische und verhaltensauffällige Kinder in Düsseldorf gequält haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 17 frühere Angestellte.

In Österreich gestand der Leiters eines Salzburger Klosters, vor 40 Jahren einen zwölfjährigen Jungen sexuell missbraucht zu haben. Erzabt Bruno Becker vom Stift St. Peter bot deswegen seinen Rücktritt an.

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