Missbrauchsprozess Gutachten soll psychische Gesundheit des Angeklagten klären

Sein Stiefsohn erhob weitere Vorwürfe gegen ihn. Er habe ihn sexuell missbraucht und ekzessive Gewalt zugefügt. Ein Teilgeständnis hat der Mann, der sieben Kinder mit seiner Tochter hat, bereits abgelegt. Der wegen hundertfachen Kindesmissbrauchs angeklagte Vater will sich nun psychologisch begutachten lassen.

Es hätten sich im Laufe des Verfahrens Punkte ergeben, dass eine psychische Krankheit vorliegen könne, sagte sein Verteidiger am Donnerstag. Der Sachverständige, der auch im Prozess dabei ist, wollte den 48-Jährigen noch am selben Tag befragen. Zuvor hatte ein weiterer Stiefsohn des Angeklagten als Zeuge erklärt, ebenfalls von dem Mann missbraucht worden zu sein.

"Er hat mich zwischen den Beinen gestreichelt. ... Da war ich zehn, elf oder zwölf", sagte der 29-Jährige vor dem Koblenzer Landgericht. Nach Gerichtsangaben sind die Vorwürfe verjährt.

Familiäre Gewalttäter haben nach Ansicht von Experten häufig narzisstische und psychopathische Persönlichkeitsstörungen. "Die Familie ist im Grunde genommen das ideale Opfer für diese Menschen", erklärte Psychologe Andreas Böhmelt aus Münster im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die Täter benutzten ihre Familien, "um Bedürfnisse von Kontrolle, von Macht, auch sexuelle Bedürfnisse auszuleben". Besonders Kinder seien auf ihre Eltern angewiesen. "Da kann man natürlich viel mehr diese totale Kontrolle und Gewalt ausüben als mit fremden Personen", sagte er am Donnerstag.

Der 48 Jahre alte Angeklagte aus Fluterschen im Westerwald soll seine leibliche Tochter, einen 27-jährigen Stiefsohn und dessen Zwillingsschwester über Jahre hinweg missbraucht haben. Es geht um 350 Taten zwischen 1987 und 2010. Den Missbrauch der leiblichen Tochter hat der Mann inzwischen ebenso zugegeben wie die Vaterschaft für sieben Kinder seiner Stieftochter.

DPA
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