Es ist ein überaus ungewöhnlicher Kriminalfall, der nun im kanadischen Ottawa seinen Abschluss fand: Der 35-jährige Leston L., ein Mitarbeiter der Königlichen Kanadischen Münzprägeanstalt, wurde von einem Richter zu einer Haftstrafe von 30 Monaten verurteilt, wie die kanadische Zeitung "Ottawa Citizen" nun berichtet. Über einen Zeitraum von drei Monaten hatte er golfballgroße Goldnuggets aus der Münzprägeanstalt entwendet, in der er bereits sieben Jahre lang gearbeitet hatte. Um die Nuggets durch den Metalldetektor zu bekommen, stopfte er sich das Edelmetall offenbar in sein Rektum. Zwar wurde die Methode vor Gericht nicht vollends bewiesen, die Indizien sprachen jedoch nach Ansicht des Richters gegen Leston L. - Ermittler hatten zuvor Vaseline und Latexhandschuhe in seinem Spind gefunden.
Der 35-Jährige hat nach Ende seiner Haftstrafe drei Jahre Zeit, den entstandenen Schaden von 190.000 kanadischen Dollar zurückzuzahlen. Dabei hatte die Münzprägeanstalt den Verlust des Goldes zunächst gar nicht bemerkt. Und das, obwohl der Metalldetektor des Unternehmens bei dem Mann in einem Zeitraum von 41 Tagen 28 Mal anschlug. Bei ihm sei jedoch nie Gold gefunden worden. Stattdessen kam ein aufmerksamer Bankangestellter dem Mann auf die Schliche.
33.000 Dollar für ein Fischerboot
Offenbar hatte L. 18 der 22 Goldnuggets bei einem Goldankäufer in einem Einkaufszentrum abgegeben. Die Schecks mit hohen Geldbeträgen, die er durch den Verkauf erhielt, zahlte er bei seiner Bank ein. Als er mal wieder eine besonders hohe Einzahlung machte, fiel dem Bankangestellten auf, dass der 35-Jährige die Münzprägeanstalt als Arbeitgeber angegeben hatte. Er benachrichtigte die Sicherheitsabteilung der Bank, die sich wiederum an die Behörden wendete. Die Ermittler überwachten den Dieb eine Zeit lang, dann fanden sie die übrigen vier Goldnuggets in seinem Bankschließfach.
Von den Erlösen gönnte sich der 35-Jährige offenbar so manchen Luxus. Laut Gericht begann er mit dem Bau eines Hauses auf Jamaika. Auch kaufte er sich für 33.000 Dollar ein Fischerboot in Florida. Über 42.000 Dollar hatte er in bar von seinem Konto abgehoben. L. wurde in dem Prozess auch der Untreue und der Geldwäsche für schuldig befunden. Über den ungewöhnlichen Kriminalfall wurde sogar international berichtet: Der berühmte US-Late-Night-Comedian Stephen Colbert widmete dem Gold-Dieb eine kurze musikalische Einlage unter dem Titel "Goldsphinkter" (was so viel wie Goldschließmuskel bedeutet) - in Anlehnung an den James-Bond-Klassiker "Goldfinger".