Die Tat war nach Auffassung der Staatsanwaltschaft von langer Hand vorbereitet, laut Anklage war sie ein eiskalt durchgeführter Mord - und er wäre fast unentdeckt geblieben. Der Hergang liest sich wie ein Krimi-Drehbuch. Die mutmaßlichen Täter: die 31-jährige attraktive Blondine Tanja E. und ihr ein Jahr älterer Ex-Freund André H.. Beiden wird Mord aus Heimtücke und Habgier vorgeworfen. Das Opfer: der 45-jährige Ehemann der Frau. Was sich am 17. Januar dieses Jahres in Königsbrunn bei Augsburg zugetragen hat, ist auch für erfahrene Juristen und Kriminaler ein spektakulärer Fall.
Wettrinken mit dem angeblichen Vater
An diesem Tag betritt das ahnungslose Opfer die Wohnung der von ihm getrennt lebenden Ehefrau, um Einzelheiten in Steuerangelegenheiten zu besprechen. Anwesend sind die beiden Kinder der Frau, Tobias, 7 und Lena, 4, sowie der Ex-Freund der Frau, ein ehemaliger Rettungssanitäter. Die Frau reicht ihrem Sohn und ihrem Ehemann einen Milchshake. Beide beschließen, um die Wette zu trinken, der 45-Jährige leert sein Glas in einem Zug, nicht wissend, dass starke Schlaftabletten in seinem Drink aufgelöst waren.
Als er langsam müde wird, soll ihn seine Frau überredet haben, sich zur Stärkung seines Kreislaufs eine Infusionskanüle für Medikamente legen zu lassen. Widerwillig soll der Mann zugestimmt haben und eingeschlafen sein. In der Küche lagerten bereits drei Betäubungsmittel. Ehefrau und Ex-Freund sollen dem Opfer die Narkosemittel über den Infusionszugang gemeinsam verabreicht haben. Dabei soll die Beschuldigte eigenhändig ihrem schlafenden Mann zwei tödliche Mittel direkt ins Blut gespritzt haben. Kurze Zeit später setzten beim Opfer Atem- und Kreislauf-Stillstand ein. So die Version des mitangeklagten Ex-Freundes.
Tanja E. weist jede Schuld von sich
Die Beschuldigte Tanja E. besteht dagegen darauf, nichts mit dem Tod ihres Mannes zu tun zu haben. Sie sei zum Zeitpunkt der Tat im ersten Stock des Wohnhauses gewesen. Nach ihrer Version hat ihr Ex-Freund den Giftmord allein begangen, um zu verhindern, dass ihre zerrüttete Ehe wieder gekittet werden könnte. Als Tanja E. später zu ihrem Mann zurückgekehrt sei, habe sie bemerkt, dass er blau angelaufen sei. "Ich habe einen Herz-Kreislauf-Stillstand festgestellt, da war keine Atmung und kein Puls mehr da", sagte sie vor Gericht. Daraufhin habe sie als ehrenamtliche Sanitäterin Wiederbelebungsversuche unternommen, die Infusionskanüle für die erwarteten Sanitäter gelegt und den Notdienst gerufen, als der Mitangeklagte das Haus schon verlassen hatte.
E.'s Mann wurde bewusstlos ins Augsburger Klinikum gebracht, erlangte das Bewusstsein nicht wieder und starb nach vier Tagen an einem schweren Gehirnschaden. Für das Krankenhaus war damit der Fall erledigt. Erst Beschwerden von Bekannten des Opfers bei der Polizei, dass mit diesem Todesfall etwas nicht stimmen könne, führten zu einer Obduktion, die alles ans Licht brachte.
"Mich nach der Tat schmutzig gefühlt"
"Ich habe mich nach der Tat so schmutzig gefühlt, dass ich zu Hause unter die Dusche gegangen bin", sagte der Angeklagte vor dem Landgericht. Er sei von der Ex-Freundin angestiftet worden und habe in Abhängigkeit von ihr wie eine "Marionette" gehandelt. Hintergrund sei die Drohung der Frau gewesen, wenn er bei dem Giftmord nicht mitmache, würde er seine Tochter Lena "erst am Grabe wiedersehen". Dieses Mädchen sei sein Ein und Alles gewesen. Seine Ex-Freundin hatte vorgegeben, das Kind sei von ihm.
Dann sei er in ein tiefes Loch gefallen, als er in Untersuchungshaft erfuhr, dass ein Vaterschaftstest ergeben hatte, Lena sei gar nicht von ihm. Auch Tobias, so stellte sich heraus, ist nicht der Sohn des Getöteten. Die Frau hatte beide Männer belogen und sie für die nicht bestehende Vaterschaft zahlen lassen. Laut Gentests stammten Sohn und Tochter weder vom Opfer noch vom Mitangeklagten, sondern von zwei anderen Rettungsdienst-Kollegen.
140.000 Euro und eine Doppelhaushälfte
Den Giftmord soll die Beschuldigte laut Anklage aus Habgier eingefädelt haben, Insgesamt sei es ihr um ein Erbe in Höhe von über 140.000 Euro, der Doppelhaushälfte sowie die Hinterbliebenenrente für sich und die beiden Kinder gegangen, um ihren Lebensstil beibehalten zu können. Das Gericht hat über 90 Zeugen geladen, um die Wahrheit zu ergründen.