Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat seine Suche nach dem ehemaligen NS-Lagerarzt Aribert Heim verstärkt. Es werde vermutet, dass sich der seit 1962 untergetauchte ehemalige SS-Hauptsturmführer im Süden von Chile oder in Argentinien aufhalte, teilte die Organisation mit. Wahrscheinlich sei der jetzt 94-Jährige noch am Leben, sagte der Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Israel, Efraim Zuroff. "In den vergangenen Tagen", sagte Zuroff, "haben wir Informationen aus zwei verschiedenen Quellen bekommen, die beide auf Chile hinweisen und vielversprechend sind." So sei ein Bankkonto im Namen Heims mit 1,2 Millionen Euro von seinen Kindern bislang nicht beansprucht worden. Indiz für die Anwesenheit Heims in Chile sei auch, dass eine Tochter des Gesuchten in der Stadt Puerto Mont etwa 1000 Kilometer südlich von Santiago lebe.
Heim steht auf der Liste der möglicherweise noch lebenden, weltweit gesuchten Nazi-Verbrecher an erster Stelle. Er soll als "Dr. Tod" im Konzentrationslager Mauthausen bei Linz während des Zweiten Weltkrieges Hunderte Insassen durch Spritzen ins Herz oder bei "Operationen" ohne Betäubung getötet haben. Zeugen berichteten, er habe aus der gegerbten Haut eines Opfers einen Lampenschirm für den Lagerkommandanten herstellen lassen. Der 1914 geborene Österreicher praktizierte nach dem Krieg in Baden-Baden als Frauenarzt und ist seit 1962 auf der Flucht. Gegen ihn besteht ein internationaler Haftbefehl.
Suche ist ein "Kampf gegen die Zeit"
Er wolle nun in die südchilenische Stadt Puerto Mont fliegen, wo eine Tochter Heims lebe, sagte Zuroff. Anschließend werde er nach Bariloche in Argentinien weiterreisen – und zwar zusammen mit Sergio Widder, dem Repräsentanten des Zentrums in Argentinien. Dieser räumte ein, die Suche sei ein "Kampf gegen die Zeit". Das Wiesenthal-Zentrum hatte im November die "Operation: Letzte Möglichkeit" zum Aufspüren von Nazi-Verbrechern in Südamerika gestartet.