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Prozess in Berlin Sex-Video beweist Unschuld von angeblichem Vergewaltiger

Ein Pizzabäcker steht in Berlin vor Gericht. Er soll eine junge Frau vergewaltigt haben. Am Ende wird der mutmaßliche Vergewaltiger jedoch freigesprochen - aufgrund eines heimlich aufgenommenen Videos.

Spektakuläre Wende in einem Vergewaltigungs-Prozess: Ein 48-Jähriger steht in Berlin vor Gericht. Der Vorwurf: Er soll eine 31-Jährige missbraucht haben. Doch ein heimlich aufgenommenes Video hat nun seine Unschuld bewiesen.

Wie die "Berliner Morgenpost" berichtet, habe der Mann die junge Frau laut Anklage im August 2015 in seine Wohnung eingeladen und sei dort über sie hergefallen. Mit einem Messer soll der angeklagte Pizzabäcker die junge zum Oralverkehr gezwungen haben. Dem 48-Jährigen drohte eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. 17 Tage saß er in Untersuchungshaft, nachdem ihn die junge Frau bei der Polizei angezeigt hatte. Nur unter strengen Auflagen wurde er wieder freigelassen.

Angeklagter präsentiert Sex-Video

Vor Gericht schwieg der Mann. Für viele kam das einem Schuldeingeständnis gleich. Doch nachdem das Opfer vernommen wurde, präsentierten seine Verteidiger ein Video. Offenbar hatte er den Sex mit der Frau heimlich gefilmt. Nachdem Richter und Staatsanwältin sich das Video angeschaut hatten, stand fest: Der Sex fand einvernehmlich statt. Weil die Frau vor Gericht immer wieder beteuerte, es sei nur ein einziges Mal zu Sex in der Wohnung des Angeklagten gekommen, war zudem klar: Das Video muss am Tag der angeblichen Vergewaltigung entstanden sein. Der Haftbefehl wurde aufgehoben und der Pizzabäcker freigesprochen.

Warum der Mann das Video so lange geheim hielt, ist nicht klar. Laut "Berliner Morgenpost" spielte offenbar die Ehre des Mannes dabei eine große Rolle. Hätte er das Video schon eher präsentiert, wäre das Verfahren eingestellt worden. Laut Bericht zeigte der Richter Verständnis für sein Verhalten und erklärte, ihm sei es "in 25 Jahren Richtertätigkeit noch nicht passiert, dass wir einen Fall hatten, in dem so energisch die Unwahrheit gesagt wurde". Und: "Ihre Ehre ist wieder hergestellt."

Und das vermeintliche Opfer? Lisa Jani, Pressesprecherin für die Berliner Strafgerichte, sagte gegenüber dem stern: "Die Staatsanwaltschaft prüft jetzt, ob ein Verfahren wegen Falschaussage gegen die Frau eingeleitet wird." Auch eine Anklage wegen Freiheitsberaubung könnte ihr drohen. Immerhin saß ihretwegen ein Mann unschuldig im Gefängnis. Für die Zeit in Untersuchungshaft stehen dem Pizzabäcker 425 Euro Entschädigung zu. Ob das heimliche Filmen des Sexualaktes für den Mann juristische Konsequenzen haben wird, ist bislang noch unklar.

jek

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