Prozess um Flughafen-Attentat Neue Vorwürfe gegen Arid U.

War der Attentäter vom Frankfurter Flughafen doch kein Einzeltäter, sondern ein Terrorist, der in einem islamistischen Sommercamp in Bosnien militärisch ausgebildet wurde? Ein Journalist hat möglicherweise Hinweise darauf.

Der islamistische Attentäter vom Frankfurter Flughafen ist möglicherweise in einem Sommercamp in Bosnien an der Waffe ausgebildet worden. Dafür habe ein Journalist Anhaltspunkte, sagte am Donnerstag der Vorsitzende Richter im Prozess gegen Arid Uka vor dem Frankfurter Oberlandesgericht (OLG). "Wenn das stimmen sollte, müssen wir davon ausgehen, dass vor uns ein an der Waffe ausgebildeter islamistischer Terrorist sitzt." Dies sei für den Staatsschutzsenat von "ausschlaggebender Bedeutung". Vieles, was der 21 Jahre alte Angeklagte bislang ausgesagt habe, sei dann Makulatur. Vor allem gebe es dann Zweifel, dass er plötzlich aufgrund eines Videos Amok gelaufen sei.

Der Kriegsreporter konnte wegen Grippe nicht wie geplant als Zeuge vor dem Staatsschutzsenat gehört werden. Uka wies die Vorwürfe zurück. "Ich war noch nie in einem Sommerlager." Er sei im Sommer 2010 lediglich bei Verwandten im Kosovo gewesen. Sein Anwalt betonte: "Er war niemals in der angegebenen Stadt" in Bosnien.

Eine Kriminalkommissarin des Bundeskriminalamtes schilderte einige Widersprüche zwischen den Ermittlungen der deutschen Behörden und den Angaben des von ihr vernommenen Journalisten. "Wir haben bei unseren Ermittlungen keine Anhaltspunkte für einen Aufenthalt in einem Ausbildungslager gefunden." Auch Verbindungen Ukas zu Bosnien hätten die Behörden nicht gefunden.

Camp bietet angeblich militärische Schulungen an

Vieles spreche dafür, dass Uka am 29. Juni 2010 in das Kosovo geflogen und am 21. Juli mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder zurück nach Frankfurt gekommen sei. Nach den Recherchen des Journalisten soll er irgendwann zwischen Juni und August 2010 in dem Camp in Bosnien gewesen sein, das einen ideologischen Schwerpunkt habe, aber auch militärische Schulungen biete.

Der Zeuge soll am 2. Februar zu seinen Recherchen gehört werden. Die Urteilsverkündung ist für den 10. Februar vorgesehen. In den "Stuttgarter Nachrichten" (Montag) schrieb der Journalist, mehrere Anwohner hätten Uka im Sommer 2010 in der bosnischen Stadt Zenica vor einem inzwischen geschlossenen Gebetsraum erkannt.

Uka gestand Mord an US-Soldaten

Uka hatte zu Prozessbeginn gestanden, am 2. März 2011 auf dem Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten mit Kopfschüssen getötet und zwei andere schwer verletzt zu haben, weil sie auf dem Weg nach Afghanistan waren. Die Tat gilt als der erste islamistische Anschlag in Deutschland mit Toten und Verletzten.

Bundesanwaltschaft und Nebenklage haben bereits auf lebenslange Haft und besondere Schwere der Schuld plädiert. Damit wäre eine vorzeitige Haftentlassung Ukas nach 15 Jahren ausgeschlossen. Die Verteidigung hat sich gegen die Schwere der Schuld ausgesprochen, geht aber auch von Mord und damit von lebenslanger Haft aus.

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kave/DPA

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