Opferfamilie

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Video: Steinmeier: Sind erleichtert über Verständigung mit israelischen Hinterbliebenen

Video Steinmeier: Sind erleichtert über Verständigung mit israelischen Hinterbliebenen

STORY: HINWEIS: Dieser Beitrag wird ohne Sprechertext gesendet. O-Ton Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident: "Sie können sich vorstellen, meine Damen und Herren, Präsident Herzog und ich, wir sind beide froh und erleichtert, dass es kurz vor diesem Gedenken und kurz vor diesem Staatsbesuch eine Verständigung zwischen den Hinterbliebenen und der deutschen Bundesregierung über historische Aufklärung über Anerkennung und Entschädigung gekommen ist. Wir beide begrüßen das Ergebnis der Gespräche. Und ich weiß bei all dem wohl, nichts kann die tiefen Wunden aus den 50 Jahren heilen. Aber ich bin überzeugt, dass nach der jetzt gefundenen Verständigung und im gemeinsamen Gedenken wir uns wieder zusammenfinden. Dass es 50 Jahre gedauert hat bis zu dieser Verständigung, jetzt, in den letzten Tagen, das ist in der Tat beschämend. Und deshalb habe ich eben in meinen Vorbemerkungen auch zum Ausdruck gebracht: Mir ist sehr bewusst und allen, die jetzt in den letzten Tagen in Gesprächen beteiligt waren, ist sehr bewusst, dass wir mit der dreifachen Verständigung, erstens über die Historikerkommission, zweitens über das, was ich morgen im Verlaufe der Rede über den Teil der deutschen Verantwortung sagen werde, und drittens mit der Kompensation, dass auch mit dieser Verständigung natürlich nicht alle Wunden geheilt werden können."
Video: Jahrestag in München: Israelische Opferfamilien wollen nicht nach Bayern reisen

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STORY: Fünfzig Jahre ist es her, dass ein palästinensisches Terrorkommando am 5. September 1972 in das Olympische Dorf in München eindrang und innerhalb von 24 Stunden elf Israelis tötete. Auch ein deutscher Polizist und fünf Palästinenser kamen ums Leben. Nun stehen Feierlichkeiten in Gedenken an die Opfer an, doch die Familien der Angehörigen wollen nicht anreisen. So auch Ankie Spitzer. Solange die Entschädigungsfrage ungeklärt sei, wolle sie nicht nach Bayern kommen. "Nach 50 Jahren des Lügens, der Demütigung, des Missbrauchs an uns. Wenn man endlich die Verantwortung übernimmt, dann sagt man, okay, wir haben alle Fehler gemacht, die möglich sind. Wir haben die ganze Situation falsch gehandhabt. Wir haben euch 50 Jahre lang an der Nase herumgeführt. Hier ist die Entschädigung, die ihr bekommen werdet. Ich will nicht, dass mir ein paar Euro hingeworfen werden. Das werden wir nicht akzeptieren. Wir werden nicht zu der Gedenkfeier gehen, bis Deutschland wirklich Verantwortung übernimmt, nicht nur mit Worten." Auch ihr Mann, der Fechter Andrei Spitzer, starb hier im Olympischen Dorf. Bereits geleistete Zahlungen werden von den Familien als zu gering eingeschätzt. Die deutsche Seite habe damit lediglich ein Schuldeingeständnis vermeiden wollen, so Spitzer gegenüber deutschen Medien. "Nach der Ermordung unserer Angehörigen war ich in dem Raum, und ich werde nie vergessen, wie ich dort stand. Ich war damals erst 26 Jahre alt, vor 50 Jahren, und ich sah mich um und sah das totale Chaos in diesem Raum. Überall Blut, an der Decke. Sie wurden dort erschossen und gefoltert, man ließ sie nicht ins Bad gehen. Es war so ein totales Desaster. Ich dachte: Hier hat mein friedliebender Mann die letzten Stunden seines Lebens verbracht. Wenn es das ist, was Menschen einander während dieser Spiele des Friedens, der Brüderlichkeit und der Freundschaft antun, dann muss ich darüber sprechen und nie wieder damit, damit so etwas nie wieder passiert." Spitzer gilt Sprecherin der betroffenen Familien. Ihr zufolge fordern die Familien eine Entschuldigung und die Öffnung aller Archive, um mehr über die Details des Attentats und den Umgang damit zu erfahren. "Wir wollen eine Entschädigung, die keine Geste ist, denn sie haben die ganze Zeit geredet, ohne jemals Verantwortung zu übernehmen. Aber jetzt, wo ihr die Verantwortung übernehmt, müsst ihr eine Entschädigung zahlen. Ich zumindest bin heute 76 Jahre alt, ich brauche nichts mehr. Aber wir haben 40 Waisenkinder, die ihr ganzes Leben im Schatten der schrecklichen Olympischen Spiele in München verbracht haben." Das jüngste Angebot der Bundesregierung stellt neben insgesamt zehn Millionen Euro auch die Öffnung der Archive in Aussicht, außerdem eine umfassende historische Aufarbeitung. Die Angehörigen verlangten zuletzt zehn Millionen Euro pro Familie. Sie führen internationale Standards an. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, die Regierung habe ihre Arbeit zum Gedenken an die Opfer und die tiefe menschliche und politische Dimension des Anschlags mit dem Näherrücken des 50. Jahrestag des Anschlags intensiviert. Die Regierung wünsche sich eine Beteiligung der Familien. Bisher waren an die elf Familien 1972 umgerechnet 1,5 Millionen Euro und im Jahr 2002 drei Millionen Euro geflossen. Die Familien gaben an, ein nicht unerheblicher Teil des Geldes habe in Gerichts- und Anwaltskosten investiert werden müssen.