Sie sind die Eltern eines der beiden mutmaßlichen Vierfachmörder von Eislingen. Ihr Sohn Frederik Begenat soll mit seinem Freund Andreas dessen ganze Familie erschossen haben. Am Montag beginnt der Mord-Prozess gegen die beiden jungen Männer vor dem Ulmer Landgericht. Nun äußerten sich Manfred und Suse Begenat erstmals über die Tat und die Folgen für ihre Familie. "Ich wache manchmal auf und denke: 'Mensch, vielleicht war das alles nur ein böser Traum'. Wenn ich dann realisiere, was passiert ist, zieht es mir den Boden unter den Füßen weg", sagte Suse Begenat dem stern. Doch die Begenats wollen trotz der schrecklichen Tat zu ihrem Sohn stehen. "Wer, wenn nicht wir, sollte denn jetzt zu ihm halten? Der Frederik ist unser Sohn. Er wird unser Sohn bleiben", meint Suse Begenat. "Er sagt, dass er sich umgebracht hätte, wenn wir uns von ihm losgesagt hätten."
Anklage wegen Mord aus Heimtücke
Der Vierfachmord kurz vor Ostern hatte für bundesweites Aufsehen gesorgt, schließlich stammen die beiden mutmaßlichen Täter aus geordneten Verhältnissen. Der 19-jährige Frederik soll mit seinem 18-jährigen Freund Andreas Häussler in der Nacht zu Karfreitag in der schwäbischen Kleinstadt dessen Eltern und die zwei Schwestern im Haus der Häusslers getötet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Mord aus Habgier vor. Demnach wollte Andreas Häussler seine Eltern und Schwestern umbringen, um als Alleinerbe über ein sechsstelliges Guthaben auf einem Schweizer Konto seiner Mutter verfügen zu können. Sein Freund Frederik sollte auch davon profitieren. Frederiks Eltern Suse und Manfred Begenat schlossen im stern jedoch materielle Probleme als Motiv für die Tat bei ihrem Sohn aus. "Frederik hat es nie an etwas gefehlt, das hat er uns auch jetzt im Gefängnis bestätigt", sagte Manfred Begenat.
Das Interview mit den Begenats
Lesen Sie im neuen stern das ganze Interview mit den Eltern des mutmaßlichen Vierfachmörders von Eislingen und was die beiden Freunde der getöteten Schwestern sagen.
Frederik Begenat hatte kurz nach dem Mord seine Tatbeteiligung gegenüber den Ermittlern eingeräumt. "Wir waren das zusammen", soll er gesagt haben. Andreas Häussler schwieg bislang zu den Vorwürfen, nur einem Gefängnismitarbeiter soll er ebenfalls seine Tatbeteiligung zugegeben haben.
Frederiks Eltern, die am Morgen nach der Tat noch mit den beiden Freunden gefrühstückt hatten, schildern in dem Interview auch die dramatischen Stunden am Karfreitag. Von einem Sanitäter seien sie zum Tatort gerufen worden und hätten ihren Sohn zusammengekauert und zitternd auf der Straße angetroffen, Andreas sei außer sich gewesen und habe geschrieen: "Das darf nicht wahr sein. Wenn ich den erwische!" Erst als die Vernehmungen andauerten, dämmerte den Eltern, dass ihr Sohn als Täter in Betracht kam. "Man hat den beiden nicht angemerkt, was sie für ein Schauspiel abzogen", sagte Suse Begenat. "Das hat uns fast am meisten betroffen gemacht, dass wir bei unserem Sohn kein Zeichen, einfach nichts registrierten, was uns stutzig machte."
Die Freundschaft zwischen ihrem Sohn und Andreas Häussler beschreiben die Begenats als tief und innig. Manfred Begenat: "Da sind zwei aufeinander getroffen, die wie Zahnräder ineinander gepasst haben." Eine homosexuelle Beziehung zwischen den beiden jungen Männern hat es nach Ansicht der Eltern nicht gegeben, vielleicht aber ein zartes homoerotisches Verhältnis.
Freunde der Schwestern sprechen im stern
Kurz nach den Eltern von Andreas sollen die beiden jungen Männer in der Nacht zu Karfreitag auch die Schwestern Ann-Christin, 24, und Annemarie, 22, erschossen haben. Im stern äußerten sich erstmals auch die Freunde der beiden Mädchen. Der 27-jährige Gustavo Politi war seit knapp acht Jahren mit Ann-Christin Häussler liiert. Im Mai hatte er deren Bruder Andreas in Untersuchungshaft besucht. Häussler habe dabei die Tat geleugnet, so Politi. "Ich will mich nicht entschuldigen, denn ich war es nicht", soll Häussler zu ihm gesagt haben. Der 22-jährige Arno Mild schreibt immer noch jeden Tag ein paar Zeilen an seine erste Freundin Annemarie in sein Handy. "Ich kann nicht glauben, dass ich je wieder einen Menschen finde, der mich so gut versteht."