Londoner Polizei nimmt 52 Menschen während der Krönung von Charles fest

Demonstranten festgenommen: Proteste vor Charles' Krönung: Kritiker rufen "Not my King"
STORY: Nein, nicht alle Menschen in London und dem Rest des Vereinigten Königreichs können sich für ihren neuen König und die Krönungsfeierlichkeiten erwärmen. Im Zentrum von London kam es am Samstagvormittag zu Protesten unter dem Motto "Not My King" - Nicht mein König. Dabei waren auch Mitglieder und Unterstützter der antimonarchistischen Bewegung Republic. Colin Dear / Lehrer "Ich glaube nicht an die Erbmonarchie und ich denke, dass dies eine riesige Menge Geld kostet, während viele Menschen zu kämpfen haben. Der öffentliche Dienst ist schrecklich und wir sollten in ihn investieren - und nicht in Charles und seine große Party". Stephen Harbron / Lehrer im Ruhestand "Offensichtlich sind die meisten Menschen hier, um friedlich zu demonstrieren. Und ich hoffe, dass das auch geschieht und wir die Chance bekommen, unseren Standpunkt zu vertreten, dass wir kein ungewähltes Staatsoberhaupt haben sollten." Republic ist eine 1983 gegründete Gruppe, die sich für ein gewähltes Staatsoberhaupt einsetzt. Graham Smith, der Leiter der Gruppe, ist eines von mehreren Mitgliedern, die Berichten zufolge beim Entladen eines Lieferwagens verhaftet wurden. Die Polizei sprach am Samstag von einem "bedeutsamen Einsatz" im Vorfeld der Krönung.
Dutzende Menschen wurden während der Krönung in London festgenommen, darunter auch Demonstranten, die gegen das Königshaus protestierten. Human Rights Watch kritisierte die Festnahmen: "Das ist etwas, das wir in Moskau erwarten würden, nicht in London."

Am Tag der Krönung von König Charles III. hat die Polizei in London insgesamt 52 Menschen festgenommen. Grund seien Straftaten wie Körperverletzung, Verstöße gegen die öffentliche Ordnung, Landfriedensbruch und "Verschwörung zum Erregen eines öffentlichen Ärgernisses" gewesen. "Alle diese Personen bleiben in Gewahrsam", teilte die Metropolitan Police am Samstag mit.

Kritik gab es an der Festnahme von mehreren Monarchie-Gegnern der Gruppe "Republic". "Wir haben volles Verständnis für die Sorgen der Öffentlichkeit nach den Festnahmen, die wir heute Morgen vorgenommen haben", sagte Einsatzleiterin Karen Findlay. Proteste seien rechtmäßig und dürften stören. Die Polizei müsse aber eingreifen, wenn die Demonstrationen "kriminell werden und ernsthafte Störungen verursachen können", sagte Findlay. "Das hängt vom Kontext ab. Die Krönung ist ein Ereignis einer Generation, und das ist ein wichtiger Aspekt bei unserer Bewertung."

"Republic" wollte während der Krönung "Not my King"-Schilder zeigen

"Das gesamte Kernteam von Republic wird immer noch festgehalten", erklärte die Gruppe etwa sieben Stunden nach den Festnahmen und nach der Krönungszeremonie am Samstag bei Twitter. "Sie haben sechs unserer Organisatoren festgenommen und hunderte Plakate beschlagnahmt", sagte ein Aktivist der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Festgenommenen war auch Republic-Leiter Graham Smith. Er und mehrere Mitstreiter wurden in Gewahrsam genommen, bevor sie Plakate mit der Aufschrift "Not My King" (Nicht mein König) hochhalten konnten. "Sie sagen uns nicht, warum sie sie festgenommen haben oder wo sie festgehalten werden", sagte der Republic-Aktivist. 

Smith hatte vergangene Woche gesagt, dass die Gruppe nicht plane, die eigentliche Prozession zu stören. Der Protest solle der Welt lediglich zeigen, "dass wir kein Land von Loyalisten sind, dass es wachsenden Widerstand gibt". 

Neben den Monarchie-Gegnern wurden am Samstag zudem mindestens 19 Klimaaktivisten der Gruppe Just Stop Oil im Zentrum Londons festgenommen, wie die Gruppe erklärte. Ein AFP-Reporter berichtete, mehrere Aktivisten seien in Handschellen von der Polizei auf der Prachtstraße The Mall zwischen dem Buckingham-Palast und Trafalgar Square abgeführt worden.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete die Festnahmen als "extrem alarmierend". "Das ist etwas, das wir in Moskau erwarten würden, nicht in London", erklärte die Organisation und kritisierte die britische Regierung für ihre zunehmend negative Haltung gegenüber Demonstrationen.

Innenministerin Suella Braverman dankte der Polizei für den Einsatz. "Es waren eine großartige Prozession und Zeremonie, die zehntausende Menschen in London genossen haben", sagte die konservative Politikerin. "Es war eine große Hommage an unser Land und unsere Monarchie." Die Regierung hatte das Demonstrationsrecht erst vor kurzem erneut deutlich verschärft. So dürfen Polizisten Proteste untersagen, wenn sie dadurch Störungen der öffentlichen Ordnung erwarten.

Insgesamt waren etwa 11.500 Beamtinnen und Beamte in der britischen Hauptstadt im Einsatz. Die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen werden auf 150 Millionen Pfund (170 Millionen Euro) geschätzt.

DPA · AFP
mkb

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