Video "Schade, dass jetzt Druck auf Pflegende ausgeübt wird"

Video: "Schade, dass jetzt Druck auf Pflegende ausgeübt wird"
Besuch auf Station, im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin. Hier werden intensivpflichtige Patientinnen und Patienten behandelt und gepflegt. Es ist eine besonders personalaufwändige Versorgung. Die nun auch vom Bundesrat gebilligte und ab März 2022 verpflichtende Impfung für Menschen in Pflege und medizinischen Berufen könne das Problem weiter verschärfen, befürchtete am Freitag Harald Matthes. Der ärztliche Leiter des Krankenhauses berichtet. "Aber über 5, 6 Tage kommt es weiterhin zu Virus-Ausscheidungen, sodass eben nach wie vor auch bei Geimpften entsprechend getestet werden muss. Das heißt, wir werden auch durch eine Impfpflicht nicht von dem Testen befreit sein, so dass aus meiner Sicht es sehr, sehr schade ist, das jetzt hier doch ein Druck auf die Pflegenden ausgeübt wird, dass sie sich impfen. Und das hat auch bei uns Diskussionen ausgelöst, dass entsprechend auch hier über Abwanderung aus dem Beruf nachgedacht wird." Pflegende, die den Beruf aufgeben und ihre Stellen verlassen. Das ist das Letzte, was Krankenhäuser und Kliniken während der Pandemie gebrauchen können. Und doch: Der Stein sei auf Stationen bundesweit schon längst ins Rollen geraten. "Wir haben einen großen Verlust an Intensiv-Pflegenden, die nach den anderthalb Jahren ausgelaugt sind, die frustriert sind, die entsprechend den Beruf an den Nagel gehängt haben. Und das ist eine Katastrophe. Auch die Anreize oder die Wertschätzung, die der Pflege vielleicht noch in der ersten Phase der Pandemie entgegengekommen ist, die ist nicht mehr vorhanden. Und daher fühlen sich die Pflegenden eben nicht adäquat gesehen. Und entsprechend sind sie auch frustriert. Das heißt, wir haben zurzeit 10.000 Intensivbetten weniger, die wir betreiben können und sind daher schon bei den jetzigen Zahlen, die noch unter denen der dritten Welle lagen, sind wir eben schon an den Limitationen." Dabei kommen für den ärztlichen Leiter zwei Faktoren zusammen. "Wir haben eben jetzt auf der einen Seite die vierte Welle, die eben auch hausgemacht ist, weil wir nicht geboostert haben. Und wir haben eben auch den Verlust der Intensivbetten, die jetzt zu der Zuspitzung führen. Und wir haben jetzt schon bei den Zahlen, die unter denen der dritten Welle liegen, Kapazitäts-Engpässe und verlegen ja Patienten zwischen den verschiedenen Bundesländern." Und die Lage hier im Krankenhaus? "Wir haben in der letzten Woche die Situation gehabt, dass wir zwei Patienten nicht mehr aufnehmen konnten, die von der peripheren Station hätten auf die Intensiv kommen müssen. Da konnten wir oder mussten wir sozusagen auf eine andere Intensivstation verlegen. Ansonsten haben wir eher noch von anderen Intensivstationen auch Patienten übernommen, sind aber auch an unserem Limit." Eine zugespitzte, gefährliche Lage also, nicht nur für die Intensivstation des Berliner Gemeinschaftkrankenhauses Havelhöhe, sondern auch in vielen anderen Städten der Bundesrepublik.
Ab Mitte März 2022 gilt die Impfpflicht für Personal in Pflege und medizinischen Berufen. Die Diskussion um das Thema habe bereits dazu geführt, dass über Abwanderung aus dem Beruf nachgedacht werde, so der ärztliche Leiter des Krankenhauses Havelhöhe in Berlin.

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