Video "Wir brauchen Kanäle zu den Taliban" - Politikwissenschaftler sieht sonst wenig Lösungen

Video: "Wir brauchen Kanäle zu den Taliban" - Politikwissenschaftler sieht sonst wenig Lösungen
Bilder des Nachrichtensenders Al-Jazeera zeigen Taliban-Kämpfer, die am Sonntag in den afghanischen Präsidentenpalast eingedrungen sein sollen. Auf den Aufnahmen laufen sie umher, reißen die afghanische Flagge von der Wand und schießen Fotos. Die Männer saßen demnach auch um den Schreibtisch des Präsidenten herum, hoben ihre Waffen hoch und riefen: "Gott ist groß". Laut dem Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität in München müsse man als deutsche Regierung jetzt Kanäle zu den Taliban finden. "Diese großartigen Ankündigungen, wir isolieren sie, die die Europäer und die Amerikaner gemacht haben, ist ohnehin lächerlich, weil die Pakistanis werden sie anerkennen, die Chinesen haben sie schon anerkannt, und die Russen werden sie anerkennen. Das heißt, die wichtigen Player in der unmittelbaren Region Afghanistans erkennen diese neue afghanische Regierung an. Da können wir isolieren, wie wir wollen, die Taliban werden wir nicht isolieren können, Punkt. Also pragmatisch müssen wir sagen, so bitter es ist: Wir brauchen Kanäle zu den Taliban, weil die Situation durchaus irgendwann mal kommen könnte, wir müssen mit denen reden." Präsident Ashraf Ghani war bereits am Sonntag aus Kabul geflohen, dem Tag, an dem die radikal-islamistische Gruppe praktisch ohne Gegenwehr die Hauptstadt eingenommen hatte. Ein Sprecher des politischen Büros der Taliban hatte am Sonntag erklärt, dass der Krieg jetzt vorbei sei. Zudem rief er zu friedlichen Beziehungen mit der internationalen Gemeinschaft auf. Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität in München: ""Die Amerikaner wollen ihre Evakuierung bis Dienstag abgeschlossen haben. Wenn ihnen das gelingt, ist die Frage, was machen sie mit den Truppen, die sie extra für diese Evakuierung hingeschickt haben und die ja jetzt gerade dafür sorgen, dass der Flughafen militärisch gesichert ist. Also das heißt, nicht von den Taliban angegriffen werden kann. Was machen wir, wenn die Amerikaner diese Truppen mit abziehen? Dann müssen wir letzten Endes diese Evakuierung auch abbrechen." Für lokale Unterstützer des deutschen Bundeswehreinsatzes in Afghanistan sieht Masala kaum eine Möglichkeit, das Land nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban noch verlassen zu können. Jeder, der jetzt nicht am Flughafen sei, bereits jetzt, werde keine Chance mehr haben, in eine der Maschinen zu steigen, so Masala. Zwei Militärtransporter der Bundeswehr vom Typ Airbus A400M befanden sich am Montag auf dem Weg nach Afghanistan. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von "bitteren Stunden". Die Bundesregierung habe nach Angaben von Angela Merkel 2500 Ortskräfte identifiziert, bei 600 wisse man nicht, ob sie bereits in Drittstaaten seien. Weitere 2000 Menschen wie Menschenrechtler und Anwälte sollten auch ausreisen.
Die radikal-islamistische und bewaffnete Gruppe hat am Sonntag unter anderem den Präsidentenpalast in Kabul eingenommen.

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