Die Chefin der postfaschistischen Partei "Fratelli d'Italia", Giorgia Meloni, könnte mit einem breiten Block aus rechten Parteien die vorgezogenen Parlamentswahlen gewinnen. Sie wäre die erste Frau an der Spitze einer italienischen Regierung.
Video Meinungsforscher sehen Italiens Rechte vorn

STORY: Auf dem Weg an die Spitze will sich Giorgia Meloni nicht aufhalten lassen. Die Chefin der postfaschistischen Partei Fratelli d'Italia hofft darauf, die erste Ministerpräsidentin Italiens zu werden. Bei der Parlamentswahl am Sonntag tritt sie mit einem rechten Block an, zu dem die Forza Italia des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und die Lega von Ex-Innenminister Matteo Salvini gehören. Bei vielen Italienern hat das Bündnis offenbar einen Nerv getroffen. Erhebungen kurz vor der Wahl sind in Italien zwar verboten - zum Zeitpunkt des Umfragestopps am 10. September sahen die meisten Meinungsforscher aber die "Brüder Italiens" mit etwa 24 Prozent vorn. Der gesamte rechte Block lag demnach bei etwa 46 Prozent gesehen. Die alte Regierung - ein breites Bündnis unter dem früheren EZB-Präsidenten Mario Draghi - war im Juli nach internen Querelen zerbrochen. Nun müssen die Italiener vorzeitig wieder an die Urnen. "Wir könnten eine nationalistischere und protektionistischere Regierung bekommen", sagt der Politikwissenschaftler Lorenzo Castellani. "Bei den internationalen Beziehungen würde sie im Großen und Ganzen wahrscheinlich die Linie der Draghi-Regierung beibehalten, also große Unterstützung für die Ukraine in der Außenpolitik und auch eine aktive Rolle gegen chinesische Investitionen, aber bei der Innenpolitik könnte es natürlich kleinere Änderungen geben und auch bei den Beziehungen der EU mit Italien." Bei Bürgern in Rom standen wenige Tage vor der Wahl statt Außenpolitik eher Alltagsprobleme im Vordergrund. "Wir müssen Korruption, Diebstahl und Spekulation vermeiden. Ich möchte, dass jemand die Probleme meiner Stadt, die unbewohnbar geworden ist, löst." "Das derzeitige Problem, das es zu lösen gilt, ist der Energiepreis, also muss eine Lösung für Unternehmen und Familien gefunden werden." Unterdessen haben sich die Aussichten des rechten Blocks womöglich etwas eingetrübt. Sieben von Reuters befragte Meinungsforscher sehen kurz vor der Wahl die 5-Sterne-Bewegung des ehemaligen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte und das Mitte-Links-Lager um Spitzenkandidat Enrico Letta im Aufwind. Allerdings schätzen sie auch, dass die Spaltung zwischen den 5 Sternen und Lettas PD die Chancen beider Parteien schmälert. Ein Drittel der Parlamentssitze in Italien wird nach dem Mehrheitswahlrecht vergeben. Diese Sitze dürften laut Schätzungen fast vollständig an die vereinigte Rechte gehen.