Rund 156 Millionen Brasilianerinnen und Brasilianer sind am Sonntag aufgefordert, einen neuen Präsidenten zu wählen.
Video Stichwahl in Brasilien: Lula oder Bolsonaro?

STORY: Es ist der Tag der Entscheidung, nach einem langen und aufgeheizten Wahlkampf. Wer soll Brasilien künftig als Präsident führen? Der rechtspopulistische Amtsinhaber Jair Bolsonaro oder der linke Ex-Präsident Luiz Ignacio Lula da Silva? Bei der ersten Wahlrunde Anfang Oktober hatte keiner von ihnen mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können. In Umfragen hatte Lula zuletzt aber einen leichten Vorsprung. Beide Politiker machen sich gegenseitig massive Vorwürfe etwa wegen Korruption und haben damit zur Polarisierung der brasilianischen Gesellschaft beigetragen. Bei der Abstimmung am Sonntag zeigten sich aber beide siegesgewiss. O-ton Jair Bolsonaro: "Wir haben in den letzten Tagen gute Nachrichten erhalten. So Gott will, werden wir, oder besser gesagt, Brasilien, am Nachmittag siegreich sein." O-ton Lula da Silva: "Ich bin überzeugt, dass das brasilianische Volk für ein Projekt stimmen wird, bei dem die Demokratie siegen wird. Ein Projekt, bei dem es ein Gewinn ist, wenn wir die Bevölkerung an der Festlegung der öffentlichen Politik beteiligen. Und ein Projekt, bei dem wir die Menschen retten können, die in diesem Land hungern, die Menschen, die auf der Straße sind." Die Abwehr drohender Hungersnöte war ein wichtiges Thema im Wahlkampf. Rapide steigende Lebenshaltungskosten und die Folgen der Corona-Pandemie gefährden die Versorgung mit Nahrungsmitteln in einem Ausmaß, das vor einem Jahrzehnt unvorstellbar erschien. Eine Rolle spielte auch der Umgang mit der Corona-Pandemie. Wie sein politisches Vorbild, Ex-US-Präsident Donald Trump, unterschätzte Bolsonaro das Virus und sprach von einer "kleinen Erkältung". Im Ausland wird mit besonderer Aufmerksamkeit der Kampf gegen die Abholzung des Urwaldes im Amazonas-Becken verfolgt. Bolsonaro hatte den Umweltschutz abgeschwächt, Lula will das rückgängig machen.