Zwei Freundinnen konnten nach ihrer Flucht aus der Nähe von Kiew in Leverkusen untergekommen.
Video Ukraine: Der Hölle entflohen

STORY: Seit einer Woche sind Irijna Petrova und Ruslana Dobrovolska in Deutschland. Endlich in Sicherheit. Hier leben die beiden Ukrainerinnen bei der Tochter von Irijna, die im ersten Semester in Leverkusen studiert. Es ist zwar etwas eng. Aber das ist egal. Hauptsache, raus aus der Kriegs-Hölle. Verdanken tun sie dies auch dem Verhalten von Irijnas Tochter, wie die Mutter erzählt: “Als begann dieser Krieg, fast jeden Tag, sie schrie mir einfach in den Hörer und hat mir einfach befohlen, Mama, du musst raus. Du musst raus. Deshalb ich kann hier nicht essen, ich kann nicht schlafen, ich kann nicht studieren. Weil ich hier allein in Deutschland bin. Und wenn ich dich verliere, dann werde ich ohne jemanden in meinem Leben allein sein. Es ist sehr schrecklich, und sie hat mir einfach befohlen: Du musst raus, du musst raus zu mir nach Deutschland, und Deutschland ist ein reiches Land. Es ist ein gutes Land für die Flüchtlinge, und du musst hier sein. Und jetzt? Ich bin hier. Danke." Die 51-Jährige Irijna arbeitete in der Ukraine als Dozentin für Steuerrecht. War aber auch schon mehrfach in Deutschland. Denn sie unterrichtete auch Deutsch. Nun versucht sie, ihrer Freundin Ruslana Deutsch beizubringen. Doch, um die katastrophalen Zustände in der Heimat, in der Nähe von Kiew, zu beschreiben, fehlen Ruslana noch die deutschen Worte: “Ich mache mir große Sorgen um meine Freunde und Verwandten, insbesondere in den beiden Städten nahe Kiew. Unsere Städte, die Kiew verteidigen. Meine Familie, meine Bekannten sind dort zurückgeblieben. Ohne Funkverbindung, ohne Wasser, ohne Lebensmittel. Es ist sehr hart. Jeden Tag schaue ich in den sozialen Medien in allen Gruppen nach, denen ich folge. Da bitten die Menschen um Hilfe. Teilweise können nicht mal Freiwillige Hilfsmittel liefern. Ich habe das Rote Kreuz gebeten, Lieferwege einzurichten, um diese Städte von Kiew aus zu versorgen. Denn es gibt dort Rentner, Behinderte und andere, die die Städte nicht verlassen können. Senioren und Ältere weigern sich, diese Orte zu verlassen. Sie bleiben dort, ohne Essen, ohne Trinken. Sie sterben. Das ist sehr traurig." Die Männer und Söhne der beiden Frauen mussten in der Ukraine bleiben. Wie alle Männer zwischen 18 und 60 durften sie nicht ausreisen, sondern müssen wegen des russischen Angriffs nun ihrem Land dienen. Ruslana betreibt in der Ukraine einen Schönheitssalon. Aber sie weiß noch nicht, wann und ob sie wieder arbeiten kann. Irijna weiß hingegen schon, wie es für sie weitergehen könnte. “Meiner Meinung nach, ich denke, ich kann mich als hochgebildete Frau als eine Deutschlehrerin vorschlagen, deshalb ich habe schon Erfahrung mit Deutsch, und vielleicht ich kann für unsere ukrainischen Kinder, denen auch die Flucht gelingt, und ich kann helfen, mit Deutsch-Kenntnissen, dass wir alle verstehen, dass unsere ukrainischen Kinder möchten und sollen vielleicht die Schule besuchen.” Da stehen ihre Chancen nicht schlecht. Im nordrhein-westfälischen Schulministerium laufen bereits die Planungen für ein Angebot für Schulunterricht auf Ukrainisch. Hierzu soll es alsbald erste Stellenausschreibungen geben, auf die sich dann ukrainischsprachige Lehrkräfte bewerben können.