Nach Angaben der Bundesregierung sind trockengelegte Moorflächen für etwa 7,5 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Einen Ausweg kann nach Angaben der ARGE Klimamoor die "Paludikultur" bieten.
Video Wiedervernässung von Mooren soll Klimawandel bremsen

STORY: Moore speichern riesige Mengen an Kohlenstoff und könnten eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Klima-Ziele spielen. In Deutschland sind allerdings mehr als 90 Prozent der Moorflächen entwässert und stoßen dadurch aktuell sogar Treibhausgase aus. Nach Angaben der Bundesregierung sind sie für etwa 7,5 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Eine große Hoffnung liegt darum vielerorts auf der Wiedervernässung von Mooren. Die hat sich in Brandenburg auch die "Arbeitsgemeinschaft Klimamoor" auf die Fahnen geschrieben. Geschäftsführerin Christina Grätz nimmt eine Probe von einem der Projektgebiete. "Und genau das ist der Torf. Das ist jetzt kein Sandboden oder so, sondern das besteht zum allergrößten Teil nur aus organischer Substanz. Das ist im Prinzip Kohlenstoff pur. Und wenn wenn kein Wasser mehr da ist und Luft reinkommt, dann atmet der. Und dann werden Treibhausgase freigesetzt. Zum Beispiel in Brandenburg setzen die Moore pro Jahr 6,4 Millionen Tonnen CO2 oder Treibhausgase frei. Das ist eine ganze Menge, wenn man das jetzt noch nicht einordnen kann. Das ist mehr, als der gesamte Verkehr in Brandenburg. Wenn der Kohleausstieg geschafft ist. Wenn es die Kohle nicht mehr gibt, rutschen die Moore an Stelle eines der Treibhausgasemissionen." Da klingt der Nutzen einer Wiedervernässung wie eine klare Sache. Überzeugt werden müssen dazu oft allerdings vor allem Landwirtschaftsbetriebe - die viele entwässerten Flächen intensiv nutzen. Der Arbeitsgemeinschaft geht es aber nicht um eine Verdrängung, sondern um die Fortführung menschlicher Nutzung, etwa in sogenannter Paludikultur. So nennt man die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorstandorte. Nicht lang überzeugen musste man Sebastian Petri. Der Moorklimawirt baut an Feuchtgebiete angepasste Pflanzen wie Rohrglanzgras an, hält Wasserbüffel und kann das Schilf als klimafreundliches Baumaterial verwenden. "Warum machen wir das? Weil ich in dieser Landschaft lebe und groß geworden bin und gesehen habe, wie sie sich über die Jahre durch die Entwässerung zum Negativen verändert hat. Und das wollte ich so nicht hinnehmen. Weil ich weiß, dass diese Landschaft, wenn wir daran nichts ändern, irgendwann weg ist, also unwiederbringlich weg ist und dass, wenn man weiter entwässert, man sich im wahrsten Sinn des Wortes den Boden unter den Füßen selbst wegzieht. Und ich möchte nicht irgendwann, wenn mein Sohn vielleicht hier noch weiter wirtschaften will, sagen müssen: Ja, wir haben es alles gewusst, aber wir haben nichts gemacht." Im November hatte die Bundesregierung eine Moorschutzstrategie vorgelegt, durch die Treibhausgasemissionen um fünf Millionen Tonnen jährlich bis 2030 reduziert werden sollen. Geplant ist, Landwirte zu unterstützen, die wiedervernässte Flächen weiter nutzen. Von so entstandenen Produkten konnte sich zuletzt bereits der britische König Charles III. bei seinem Besuch ein Bild machen: Holz- und Dämmplatten aus Torfgras.