Video Zukunftsprotein Insekt: Fressen und gefressen werden

Video: Zukunftsprotein Insekt: Fressen und gefressen werden
STORY: Insekten im Kochtopf - das ist zwar thematisch in aller Munde, aber längst noch nicht praktisch. Klimabilanz hin oder her - viele hadern mit der Idee, Maden, Würmer oder Krabbler auf den eigenen Speiseplan zu setzen. Hühner und andere Nutztiere sind da längst nicht so zimperlich. Für sie ist die proteinreiche Kost eine echte Delikatesse. Eigens für sie unter problematischen Bedingungen angebaute Sojabohnen, etwa auf Regenwaldflächen, könnten durch Insekten ersetzt werden. Nur eine von vielen Ideen, an denen man am Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie in Gießen forscht. ANDREAS VILCINSKAS, INSTITUTSTEILLEITER "BIORESSOURCEN" AM FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR MOLEKULARBIOLOGIE UND ANGEWANDTE ÖKOLOGIE “Oft hört man, Iih, Insekten sind eklig und sollen wir jetzt alle Insekten essen? Das ist nicht unser Ziel. Wir wollen also nicht die Speisekarte über Sushi hinaus erweitern. Unser Ziel ist es, eines der dringendsten Probleme der Menschheit zu adressieren. Wir werden künftig einen Proteinmangel haben und wir wollen alternative Proteine bereitstellen, die umweltverträglich produziert werden und nicht auf Sojabasis sind.” "Zum Beispiel kann man Trester aus der Apfelsaft-Herstellung verfüttern oder Treber oder Kakaoschalen. Alles, was so in der Lebensmittelindustrie in größerem Umfang übrig bleibt, versuchen wir, als Futter für Insekten nutzbar zu machen." So ließen sich selbst Sekundärrohstoffe, die sich üblicherweise nicht als Futtermittel eignen, durch die Insekten gewissermaßen "aufbereiten". Ein Beispiel: Allein in Indonesien fallen jährlich 40 Millionen Tonnen ausgequetschte Früchte bei der Palmölproduktion an, in Malaysia 25 Millionen Tonnen. "Wenn dieses Material verrottet, entsteht sehr viel Methan, was klimaschädlich ist. Und was man in Südostasien macht, man verbrennt es einfach.” "Unsere Idee war es jetzt, etwas gegen diese Umweltverschmutzung zu unternehmen und diese riesigen Abfallberge als Insektenfutter nutzbar zu machen. Hierfür benutzen wir einen Pilz, den wir sozusagen unter vielen identifiziert haben, der es am besten kann.” Die vom Pilz aufbereiteten Pflanzenreste eignen sich nun als Insektenfutter, die sich ihrerseits als Kraftfutter eignen. Vielleicht könnte man so gänzlich auf Soja in der Nutztierindustrie verzichten. Aber auch andere Verwertungen der Insekten sind denkbar, etwa ihres Chitins in der Kosmetik, oder von Lipiden als Schmierstoff oder Biodünger. Es gibt Insekten, die Plastik zersetzen oder sich von Gülle ernähren könnten. Es müssen also nicht immer gleich frittierte Mehlwürmer sein. Das Potenzial von Insekten auch für Umwelt und Industrie ist immens, davon ist man am Fraunhofer-Institut überzeugt.
In vielen Ländern landen Insekten bereits selbstverständlich im Kochtopf. Vor allem in der westlichen Welt ist man noch eher skeptisch. Ein Team am Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie in Gießen zeigt, dass Insekten einen weitaus größeren Nutzen haben können, wenn man über den Tellerrand hinweg schaut und das Potenzial der kleinen Krabbler, Maden und Fliegen richtig nutzt.

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