Rund zwei Jahre nach einer tödlichen Krokodil-Attacke blickt Leeann Mitchell im australischen TV auf die Nacht zurück, die ihr ihre beste Freundin nahm. Am Tag des Unglücks ließ sie gemeinsam mit Cindy Waldron einen Urlaubsabend am Thornton Beach im Nordosten Australiens ausklingen. Die blonde Frau hatte damals gerade eine Brustkrebserkrankung überstanden, mit dem gemeinsamen Urlaub mit der besten Freundin seit Kindheitstagen wollte sie den Sieg über die Krankheit feiern. Nun fand sie erstmals den Mut, die Geschehnisse öffentlich zu erzählen.
"Ich konnte keinen Boden mehr unter meinen Füßen spüren"
Es war bereits dunkel an diesem Abend im Mai, sie standen Arm in Arm in knietiefem Wasser, unterhielten sich und lachten, so berichtet es die Australierin, als ihre Freundin plötzlich rief: "Es hat mich erwischt". Zunächst habe Mitchell gedacht, Waldron habe sich lediglich erschreckt, weil sich Seegras um ihre Beine geschlungen habe. Daher habe sie ihre Arme fest gegriffen und zu ihr gesagt: "Alles ist Okay, ich habe dich." Doch plötzlich habe irgendetwas beide mit enormer Kraft raus ins Wasser gezogen. "Ich konnte keinen Boden mehr unter meinen Füßen spüren", sagt Mitchell. Sie habe ihre Hand nach unten ausgestreckt und den Kopf eines Krokodils an den Beinen ihrer Freundin ertastet. "Ich habe angefangen, auf es einzuschlagen, versucht zu hauen, versucht zu kämpfen und ich habe geschrien." Doch das Reptil habe nicht losgelassen. Mitchell habe sich fest an den einen Arm ihrer Freundin geklammert und wollte auch nach dem anderen greifen, als das Krokodil mit Waldron in den Fluten verschwand. Sie sei runtergetaucht, habe aber nichts sehen können, sie habe immer und immer wieder ihren Namen gebrüllt, doch niemand habe geantwortet. "Sie war einfach weg".

Mitchell berichtet, wie sie an Land Hilfe holte, die allerdings eine Weile brauchte, weil der Strandabschnitt so weit abseits lag. Sie wurde mit leichten Verletzungen am Arm und einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert. Eine Suche nach ihrer Freundin blieb erfolglos. Wenige Tage später erlegten Wildhüter in der Region das 4,30 Meter lange Krokodil, das ihre Freundin tötete. Im Magen des Tieres fand man die Überreste von Cindy Waldron.
Attacken durch Salzwasserkrokodile selten

Die Population der Salzwasserkrokodile in Australien hat sich in den vergangenen Jahrzehnten erholt, nachdem die Jagd auf die Reptilien in den 70er-Jahren verboten wurde. Angriffe auf Menschen sind dennoch relativ selten. Zwischen 1971 und 2004 zählte eine Studie 62 unprovozierte Salzwasserkrokodilattacken auf Menschen im Norden Australiens, 17 davon endeten tödlich. Der Hauptlebensraum dieser Tiere liegt eigentlich in Mangrovensümpfen und Flussmündungen. Wie der Name verrät, können sie neben Süßwasser aber auch in Salzwasser überleben und jagen daher ebenfalls am Strand. Sie können zudem enorme Strecken im Meer zurücklegen, einzelne Exemplare wurden bereits auf hoher See gesichtet.
