Der Schock von dem Kinomassaker in den USA sitzt noch tief - da gibt es eine neue Bluttat: Bei einem Angriff auf einen Sikh-Tempel im US-Bundesstaat Wisconsin sind am Sonntag mindestens sieben Menschen getötet worden. Vier Menschen seien im Gebäude ums Leben gekommen, drei im Freien, teilte die Polizei mit. Nach ihren Angaben befand sich unter den Toten auch der mutmaßliche Schütze.
Mindestens drei Menschen seien bei der Bluttat am Sonntag verletzt worden. Wie es weiter hieß, handelte es sich wahrscheinlich um einen einzelnen Täter. Er hatte das Feuer nach Angaben der Polizei am Sonntagvormittag gegen 10.25 Uhr Ortszeit (17.25 Uhr MESZ) in dem Tempel in Oak Creek eröffnet, während möglicherweise bis zu 100 Menschen in dem Gebäude waren. Das Motiv des Täters war zunächst unklar.
Polizeichef Bradley Wentlandt sagte, es sei vermutlich einem einzelnen Polizisten zu verdanken, dass es nicht mehr Opfer gab. Der Mann habe den Schützen zu stellen versucht und sei dabei durch mehrere Kugeln schwer verletzt worden. Es sei ihm aber gelungen, den Täter selbst "niederzustrecken".
Entsetzen und Fassungslosigkeit
Zunächst war befürchtet worden, Komplizen hätten sich mit Geiseln in dem Tempel in Oak Creek verschanzt. Die Lage sei aber noch "in Bewegung", sagte Wentlandt. US-Präsident Barack Obama, der sich zum Zeitpunkt des Blutbads auf dem Wochenendsitz Camp David aufhielt, wurde sofort über den Vorfall unterrichtet. In einer Erklärung bekundete Obama "tiefe Trauer" und Anteilnahme und bot zugleich Hilfe der Bundesbehörden bei der Aufklärung der Bluttat an. Obama würdigte die Rolle der Sikhs im amerikanischen Leben. Sie seien eine Bereicherung für das Land und "ein Teil unserer erweiterten amerikanischen Familie".
In weiteren Berichten hieß es, die Schüsse seien während Vorbereitungen auf ein gemeinsames Mittagessen der Gläubigen gefallen. Oak Creek hat eine blühende Sikh-Gemeinde mit etwa 400 Mitgliedern. Sikhs sind Anhänger einer im 15. Jahrhundert in Nordindien entstandenen religiösen Reformbewegung. Die meisten Sikhs leben in Indien, aber auch in Großbritannien und in Nordamerika gibt es viele Anhänger.
Die drei Verletzten erlitten nach CNN-Angaben teils Schusswunden im Gesicht und in der Bauchgegend. Zu ihnen zählt offenbar auch der Präsident der Gemeinde. Dessen Sohn sagte dem Sender CNN, ein Priester habe ihn aus dem Tempel angerufen und berichtet, dass sein Vater verletzt worden sei. Ein Gemeindemitglied äußerte sich fassungslos über die Bluttat. "Warum?" fragte er. "Wir sind doch friedliebende Menschen. Wir achten unsere Mitmenschen."
Die jetzige Schießerei passierte nur etwa zwei Wochen nach dem Massaker in einem Kino in Colorado. Dort hatte ein Amokläufer bei einer "Batman"-Premiere 12 Menschen erschossen und knapp 60 verletzt. Darauf entbrannte auch wieder eine Debatte über die freizügigen Waffengesetze in den USA. Der Angeklagte James Holmes muss sich wegen Massenmordes vor Gericht verantworten. Ihm droht die Todesstrafe.