Rechtsdemo in Chemnitz Gerüchte um zweiten Toten falsch, Bundesregierung verurteilt "Hetzjagden"

So entsetzt reagieren die Menschen auf die Proteste in Chemnitz.
Am Sonntagnachmittag zieht eine protestierende Menschenmenge durch die Chemnitzer Innenstadt. Laut Polizei handelt es sich um etwa 800 Menschen. Unter ihnen wohl auch einige gewaltbereite Rechte. In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das zeigt, wie ausländische Mitbürger verfolgt und bedrängt werden. Viele Menschen sind über die Bilder der offenbar gewaltbereiten Proteste entsetzt. Hintergrund für die Proteste ist eine tödliche Auseinandersetzung im Rahmen des Chemnitzer Stadtfestes. In der Nacht auf Sonntag ist dabei ein 35-jähriger Mann ums Leben gekommen. Mehrere Gruppen hatten „in Gedenken an die Messerattacke“ in den sozialen Medien zu einer "Spontandemo" aufgerufen.
Was genau ist in der Nacht zu Sonntag in Chemnitz passiert? Warum musste ein Mensch sterben? Und wie war es möglich, dass später fast 1000 Nazis Menschen durch die Stadt jagen konnten? Auch die Bundesregierung äußert sich nun dazu.

Was als spätsommerliches Stadtfest geplant war, endete mit einer Nazi-Spontandemo, Menschenjagden, einem Toten und mehreren Schwerverletzten. Die einzige gute Nachricht nach der Gewaltorgie: entgegen anders lautender Gerüchte, "gibt es kein zweites Todesopfer", wie die Polizei in Chemniz mitteilt. In den sozialen Medien wurde darüber spekuliert, dass nach dem Übergriffen im der Nacht zu Sonntag, ein weiterer Mensch ums Leben gekommen sei.

Bundesregierung verurteilt Vorfälle in Chemnitz

Neue Erkenntnisse zu dem Vorfall, bei dem am Rande des Chemnitzer Stadtfest ein 35-Jähriger an Stichverletzungen gestorben ist, gebe es bislang nicht, sagte eine Polizeisprecherin. Die Ermittlungen liefen. "Zum gestrigen Einsatzverlauf werden wir uns im Laufe des Tages äußern", teilte die Polizei mit, Montagmittag sei eine Pressekonferenz geplant.

Mittlerweile hat sich auch die Bundesregierung zu den Vorfällen in Sachsen geäußert und "Hetzjagden" auf Ausländer scharf verurteilt. "Solche Zusammenrottungen, Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens, anderer Herkunft, oder der Versuch, Hass auf den Straßen zu verbreiten, das nehmen wir nicht hin", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Es dürfe keine "Selbstjustiz" geben, sagte der Sprecher von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) weiter. Was in Chemnitz vorgefallen sei, habe "in unserem Rechtsstaat keinen Platz".

Rechte Hooligans riefen zu Demo auf

Am Sonntag waren dem gewaltsamen Tod des 35-jährigen Daniel H. hunderte mutmaßliche Rechte auf die Straße gegangen. Videos zeigen, wie auf offener Straße Jagd auf Ausländer gemacht wurde. Teilnehmer der Proteste bewarfen zudem die Polizei mit Flaschen. Zuvor hatte die AfD und die rechtsextreme Hooligangruppe "Kaotic Chemnitz" zu spontanen Demos aufgerufen. Das seit Freitag laufende Stadtfest war aus Sicherheitsgründen abgebrochen worden. Wie auch schon im vergangenen Jahr, als das Fest am Samstag vorzeitig beendet werden musste, weil die Situation zu eskalieren drohte.

nik mit DPA

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