Als Cody Coleman ein Kind war, hätte wohl kaum jemand auch nur einen Cent darauf gesetzt, dass aus ihm mal ein erfolgreicher Unternehmer wird. Bis heute kann er das selbst kaum glauben: "Ich habe es immer noch nicht richtig begriffen", sagte der Afroamerikaner dem US-Sender CBS News. "Es ist verrückt."
Coleman kam im Gefängnis zur Welt, während seine Mutter dort inhaftiert war. Er wurde von seinen Großeltern adoptiert und wuchs in extremer Armut in South Jersey, dem südlichen Teil des US-Bundesstaates New Jersey auf. Seine Mutter litt an einer Geisteskrankheit, verschwand immer wieder aus seinem Leben und hortete zeitweise Dutzende von Tiere.
"Tatsächlich bin ich allergisch gegen Katzen und Hunde. Ich bin einfach die ganze Zeit krank gewesen", schilderte der mittlerweile 30-Jährige CBS seine Kindheit. "Niemand hat es wirklich bemerkt. In die Schule zu gehen, war also eine Art Flucht für mich."
Cody Coleman erhält Hilfe von einer Lehrerin
Dort, in der Schule habe Coleman seine Liebe zu Computern entdeckt, berichtet der Sender. Seine Mathematiklehrerin Chantel Smith habe ihn dabei ermutigt. Sie habe sogar seine Fahrstunden bezahlt und ihn zu einem Kieferorthopäden gebracht. "Seine Zahnspange war eindeutig kaputt", erzählte Smith dem Sender.
Coleman habe immer essen wollen, erinnerte sich die Lehrerin. "Ich dachte, er sei ein typischer hungriger Junge. Mir war nicht klar, dass er hungrig war, weil er zu Hause kein Essen bekam."
Zwischen Coleman und Smith entstand eine Freundschaft, die bis heute anhält. "Die Tatsache, dass man sich tatsächlich für mich interessierte und mir half, war so einschneidend und bedeutsam für mein Leben", sagte der Startup-Gründer. "Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, nicht allein zu sein."
Trotz seiner schulischen Erfolge schien ein College-Besuch unerreichbar für den jungen Mann aus ärmsten Verhältnissen, so der Sender. Doch dann habe sein älterer Bruder ihn aufgefordert, sich nicht einfach nur zu bewerben, sondern sich bei den besten Schulen zu bewerben. "In meinem Kopf legte sich ein Schalter um und ich dachte nicht mehr: 'Warum sollte ich mich bemühen', sondern: 'Warum nicht?'", sagte Coleman.
"Es scheint, als sei ein Wunder geschehen"
Als er am Massachusetts Institute of Technology angenommen worden sei, habe ein Highschool-Lehrer einen speziellen Fonds eingerichtet, um sein Essen zu bezahlen, erklärte Coleman CBS. Der Lehrer habe ihm gesagt: "Ich werde dafür sorgen, dass du nie hungern musst, wenn du ans MIT gehst."
Coleman habe sein Studium als einer der Klassenbesten abgeschlossen und anschließend an der Stanford University seinen Master gemacht und einen Doktortitel erworben.
Mit seinen 30 Jahren leitet Coleman heute das von ihm mitgegründete Unternehmen Coactive, das an der Entwicklung von künstlicher Intelligenz arbeitet, die es jedem ermöglichen soll, Millionen von Bildern in Sekundenschnelle zu durchsuchen. Investoren unterstützten das Startup mit Millionenbeträgen, berichtet CBS.
"Ich könnte nicht stolzer sein", sagte die Lehrerin Chantel Smith dem Sender. "Ich genieße jede Minute seines Erfolges." Sie glaube aber, dass Coleman auch ohne ihre Hilfe erfolgreich gewesen wäre. "Zu wissen, dass er das alles selbst geschafft hat, ist einfach ein Wunder."
Coleman selbst sieht seinen Aufstieg auch als Verdienst derer, die in all den Jahren an ihn geglaubt haben: "Wenn man auf alles zurückblickt und weiß, wo ich heute stehe, scheint es, als sei ein Wunder geschehen. Aber bei jedem Schritt auf dem Weg dorthin waren es nur diese kleinen Dinge, die mich ein wenig ermutigt oder unterstützt haben, den nächsten Schritt zu machen", erklärte er dem US-Sender. "Was wir sagen, kann einen Einfluss auf das Leben der Menschen haben. Als ich aufwuchs, sah meine Zukunft selbst an meinen besten Tagen düster aus. Und jetzt, selbst an meinen schlimmsten Tagen, scheint meine Zukunft hell zu sein."
Quellen: CBS News, Coactive, Cody Coleman auf Twitter