Kein Treibstoff Stromausfall im Libanon: Sechs Millionen Menschen sitzen im Dunkeln

Mangelhafte Stromversorgung im Libanon
Immer wieder gibt es im Libanon Probleme mit der Stromversorgung.
© Marwan Bou Haidar / Picture Alliance
Die zwei größten Kraftwerke im Libanon haben die Arbeit eingestellt. Der Grund ist fehlender Treibstoff. Damit sind nun sechs Millionen Einwohner ohne Strom. Wie lange, das weiß keiner.

Im Libanon ist das Licht aus. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. In dem Land gibt es derzeit keinen Strom mehr. Die beiden größten Kraftwerke des Landes mussten den Betrieb einstellen, da ihnen der Treibstoff ausgegangen ist. Nach offiziellen Angaben wird es wohl Tage dauern, bis die Stromversorgung wieder hergestellt werden kann.

Nachdem bereits am Freitag das Kraftwerk in Deir Ammar den Betrieb einstellen musste, zog nun auch der zweite große Stromversorger in Zahrani nach. Angeblich weil die Dieselvorräte erschöpft seien. Damit ist nun das gesamte Land ohne Strom. "Das libanesische Stromnetz ist heute Mittag vollständig ausgefallen, und es ist unwahrscheinlich, dass es bis nächsten Montag oder für mehrere Tage funktionieren wird", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Regierungsbeamten. Geplant ist, dass nun zur Überbrückung Heizölreserven der Armee eingesetzt werden sollen. "Bald wird das aber nicht passieren", so der Beamte.

Kein Geld, kein Treibstoff, kein Strom

Seit dem Bürgerkrieg 1990 gehören solche Ausfälle zum Alltag im Libanon. Das Energieversorgungssystem ist veraltet. Dazu kommt, dass das Land abhängig von Treibstoff-Importen ist. Dafür fehlt aber das Geld. Denn der Libanon ächzt unter einer Wirtschaftskrise, die libanesische Währung ist kaum noch etwas wert. Mittlerweile leben rund drei Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. 

Zudem hat die Zentralbank die Kreditvergabe für Grundversorgungsgüter eingeschränkt. Das betrifft unter anderem Medikamente, aber eben auch Kraftstoff. Täglich kommt es vor Tankstellen zu langen Schlangen verzweifelter Autofahrer, die auf Benzin hoffen. Von mitunter kilometerlangen Schlangen wird berichtet, von Chaos und gewalttätigen Ausschreitungen.

Prof. Birgit Schäbler, Direktorin des Orient-Instituts Beirut, redet mit dem stern über die Explosion in Libanon.
"Schlimmere Schäden als nach 15 Jahren Krieg" – Augenzeugin über die Folgen der Beirut-Explosion
© stern.de / AFP
"Schlimmere Schäden als nach 15 Jahren Krieg" – Augenzeugin über ihr Viertel nach der Beirut-Explosion

Hoffen können die Libanesen auf Hilfe aus dem Iran. Erst am Freitag hatte der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian bei einem Besuch in Beirut angekündigt, dem Libanon trotz bestehender US-Sanktionen weiter Öl liefern zu wollen. Neue Treibstoff-Lieferungen aus dem Iran über Syrien werden bereits in den kommenden Tagen erwartet. Mitte September war die erste Lieferung eingetroffen.

Nach Worten Amirabdollahians will der Iran im Libanon auch zwei Kraftwerke zur Stromerzeugung bauen lassen. Zudem sei Teheran bereit, bei der Versorgung mit Medizin und Lebensmitteln zu helfen und eine U-Bahn zu bauen.

Quelle: DailyMail, AFP

tpo

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