Ein Gerichtsurteil sorgt derzeit in Griechenland für Empörung und Unverständnis. Wegen Urkundenfälschung wurde eine Putzfrau zu 15 Jahren und später zehn Jahren Haft verurteilt. Sie hatte vor über 20 Jahren ihr Grundschulzeugnis gefälscht, um bei einem staatlichen Kindergarten eine Stelle als Reinigungskraft zu erhalten. Nachdem der Fall in der Bevölkerung für große Empörung gesorgt hat, kam die 53 Jahre alte Frau am Mittwoch vorerst auf freien Fuß: Der oberste Gerichtshof Areopag wolle sich die Akten erneut vornehmen, berichteten griechische Medien.
"Ich bin immer noch schockiert", sagte die Frau dem Fernsehsender Skai. "Ich wollte einfach nicht, dass sie mir meine Kinder wegnehmen, weil ich sie nicht versorgen kann", begründete sie die Fälschung ihres Grundschulzeugnisses. Die Frau hatte nur fünf anstatt sechs Jahren Grundschule absolviert, die in Griechenland Pflicht für solch eine staatliche Stelle gewesen wären. Nachdem sie 1996 die Urkunde gefälscht habe, sei sie in der Folge fast 20 Jahre lang unbeanstandet für den Kindergarten tätig gewesen, sagte sie dem Sender.
In Griechenland wird mit zweierlei Maß gemessen
Es hagelte Kritik aus der Bevölkerung, von Verbänden und Menschenrechtsorganisationen - nicht nur wegen der überaus hohen Haftstrafe, sondern auch wegen der unterschiedlichen Handhabung solcher Fälle in Griechenland. Erst vor kurzem war auf Kreta eine Frau wegen eines gefälschten Hochschuldiploms angeklagt worden. Sie kam nicht nur auf freien Fuß, sondern durfte sogar wieder auf ihre staatliche Stelle zurückkehren.
