Um im Scrabble zu gewinnen, ist ein großer Wortschatz unabdingbar – spätestens wenn es an die langen Begriffe mit seltenen Buchstaben geht. Das gilt am heimischen Wohnzimmertisch, erst recht aber, wenn man es mit den Besten der Welt aufnehmen will.
Dementsprechend sollte man meinen, dass sich Nigel Richards besonders eloquent auf Spanisch ausdrücken könnte. Schließlich hat der 57-Jährige gerade die spanische Weltmeisterschaft im Scrabble gewonnen. Er setzte sich gegen mehr als 150 andere Teilnehmer aus 20 Ländern durch, berichtet der "Guardian". Doch weit gefehlt: Richards kommt aus Neuseeland – und spricht eigentlich kein Wort Spanisch.
Scrabble-Genie gewann schon auf Französisch
Dafür ist er aber ein Scrabble-Genie mit einem überragenden Gedächtnis. Er lernt Wörter in einer Fremdsprache auswendig und setzt sie dann beim Brettspiel aus – auch wenn er ihre Bedeutung nicht kennt, geschweige denn daraus einen Satz formen könnte. Das tut er so erfolgreich, dass sogar Muttersprachler gegen ihn verlieren.
Schon vor neun Jahren hatte Richards mit einer ähnlichen Leistung für Aufsehen gesorgt: 2015 gewann er die französische Weltmeisterschaft (der stern berichtete: Er ist Scrabble-Meister in Frankreich - und spricht kein Wort Französisch). Er habe, so erzählte die frühere Präsidentin des neuseeländischen Scrabbleverbandes damals, einfach innerhalb von neun Wochen das Französisch-Wörterbuch auswendig gelernt. Den Erfolg wiederholte er 2018.
Bester Scrabble-Spieler der Geschichte
Scrabble-Wettkämpfe in seiner Muttersprache Englisch müssen da fast wie ein Kinderspiel wirken, Richards hat bereits mehrere Weltmeistertitel sowie Meisterschaften in den USA und in Großbritannien gewonnen. Bekannt ist er vor allem für sein fotografisches Gedächtnis und seine mathematischen Fähigkeiten. Für die Teilnahme an der spanischen Weltmeisterschaft soll er ein Jahr lang gelernt haben.
Nigel Richards entdeckte das Brettspiel mit 28 Jahren für sich und gilt als bester Scrabble-Turnierspieler aller Zeiten. Seine Siegquote liegt bei 75 Prozent. Der 57-Jährige lebt in Kuala Lumpur und ist sehr öffentlichkeitsscheu, Interviews gibt er kaum.
Die spanische Zeitung "AS" schrieb, Richards verziehe während des Spiels kaum eine Mine und verschwinde nach seinem Sieg wieder "wie ein Geist". Dafür singen seine Konkurrenten Lobeshymnen über ihn. "Wir reden hier über einen Menschen mit sehr speziellen, unglaublichen Fähigkeiten. Er ist extrem begabt", schwärmte Benjamín Olaizola, der Zweitplatzierte hinter Richards bei der spanischen Weltmeisterschaft, beim spanischen Sender Cadena Ser. Andere Scrabble-Spieler bezeichnen ihn als "Phänomen".
Quellen: "The Guardian", "New Zealand Herald", Cadena Ser, AS