Outsourcing der speziellen Art Wenn der Auftragsmörder einen Auftragsmörder anheuert, der einen Auftragsmörder anheuert, der ...

Nanning in der Guangxi-Provinz
Der Ort der Nicht-Mordversuche in der Nacht: Nanning in der Guangxi-Provinz
© Picture Alliance
Ein Immobilienhändler in Südchina bietet 250.000 Euro für einen Mord an einem Widersacher. Doch nicht nur ein Auftragsmörder lagert den Job aus, sondern noch vier weitere. Am Ende ist niemand tot, aber alle sechs Möchtegern-Killer sitzen im Gefängnis.

Bauunternehmen sourcen out, Logistiker sourcen out, Gebäudereiniger ebenfalls – warum also nicht auch Mörder? Eine Antwort darauf könnte vielleicht lauten, weil es eine dumme Idee ist. Wie dumm, mussten nun gleich sechs Männer aus dem Süden Chinas erfahren: Sie alle wurden von einem Gericht zu Gefängnisstrafen verurteilt – weil sie einen Mordauftrag angenommen, und ihn jeweils an einen anderen "Sub-Killer" weitergegeben haben, wie verschiedene Medien berichten. Der fünfte in der Outsourcing-Reihe bereitete der Reihe an Nicht-Mordversuchen letztlich mit einem Trick ein Ende.

Ursprungsgebot: 250.000 für einen Mord

Von Anfang an: Der Immobilienentwickler Tan Youhui aus Nanning in der Guangxi-Provinz wollte 2013 einen Gegenspieler loswerden, weil der ihn angezeigt hatte. Tan suchte also einen Auftragsmörder und fand ihn in Xi Guangan. Zwei Millionen Yuan (rund 250.000 Euro) sollte er für den Mord an den lästigen Widersacher bekommen. Xi aber dachte nicht daran, sich die Hände schmutzig zu machen und engagierte wiederum einen anderen Mann für eine Million Yuan Mo Tianxiang. Doch auch der sourcte den Job aus: für 770.000 Yuan an Yang Kangsheng. Der zierte sich ebenfalls und wollte stattdessen Yang Guangsheng mit 700.000 Yuan für die dreckige Arbeit gewinnen. Monatelang zog sich diese Staffelübergabe hin, doch es geschah nichts.

Erst nach einem halben Jahr kam Bewegung in die Sache, als Yang Guangsheng, der vierte Möchtegern-Mörder, auf Ling Xiansi stieß. Für 100.000 Yuan (13.000 Euro) sollte er die Sache nun hinter sich bringen. Wenig überraschend aber bekam auch er kalte Füße, ließ sich aber immerhin eine "Lösung" für das Problem einfallen: Statt das Opfer kaltzustellen, nahm Ling Kontakt mit ihm auf und bot ihm an, den eigenen Tod zu inszenieren. Der Mann willigte ein. Mutmaßlich erleichtert meldete Ling seinem Auftraggeber Vollzug, der wiederum seinen Auftraggeber informierte und so weiter, bis letztlich auch Immobilien-Mann Tan Bescheid wusste.

Das "Opfer" spielte nicht mit

Eigentlich hätten nun alle Beteiligten zufrieden sein können. Doch das vermeintliche Opfer spielte nicht mit und verriet seinen angeblichen Mörder an die Polizei, woraufhin die ganze Kette aufflog. Tan, der ursprüngliche Auftraggeber, muss nun für fünf Jahre hinter Gitter, die restlichen fünf "Subunternehmer" für zwei bis vier Jahre.

Auch wenn der Fall auf den ersten Blick vor allem skurril anmutet, sorgt er in China auch deswegen für Aufsehen, weil diese Mischung aus Anschwärzen, Korruption und Outsourcing typisch für die Baubranche des Landes sei, wie etwa der US-Sender CNN bemerkt. Eine nicht selten fatale Mischung, die für die oft "qualitativ schlechten Gebäude" Chinas verantwortlich sei, so CNN weiter.

Quellen: Weibo.com, CNN, BBC

nik

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