Zwei Tote und fast 50 Verletzte bei tragischem Unfall auf einem Schützenfest im Sauerland: Ein 79 Jahre alter Autofahrer ist im sauerländischen Menden in einen Fest-Umzug der Sankt-Hubertus-Schützen gerast. Vier Menschen wurden schwer verletzt, wie die Polizei mitteilte. Der Rentner fuhr den Angaben zufolge auf einer abschüssigen Straße mit seinem schwarzen A-Klasse-Mercedes ungebremst "mitten in den hinteren Teil" des Umzuges hinein, mit dem der Verein sein 60-jähriges Bestehen feierte. Durch die Wucht des Aufpralls wurde das Polizeiauto noch in einen weiteren, am Straßenrand stehenden Wagen gedrückt.
Unmittelbar vor dem Unfall hat er laut Polizei noch hinter dem Schützenumzug in einer Schlange von Fahrzeugen gewartet, scherte dann aber urplötzlich auf die linke Fahrspur aus und fuhr in die letzte Personengruppe des Umzugs hinein. Anschließend rammte er noch einen zur Absperrung abgestellten Streifenwagen und ein weiteres Auto, und kam erst dadurch zum Stehen. Der Unfall ereignete sich den Angaben zufolge auf einer abfallenden Straße. Einen Herzanfall als Unfallursache schloss die Polizei aus.
Schwerverletzte wurden bis Köln, Siegen und Hamm gebracht
Mehr als 100 Einsatzkräfte kümmerten sich vor Ort um die Verletzten. Auch Rettungshubschrauber waren im Einsatz, die Schwerverletzten wurden bis Köln, Siegen, Dortmund und Hamm gebracht. Neben den vier Schwerverletzten, die sich laut Feuerwehr allen in einem kritischen Zustand befinden, gab es neun mittelschwer und leicht Verletzte sowie 30 bis 35 Menschen, die wegen Schocks Betreuung brauchten.
Bei den zwei Toten handelt es sich laut Polizei um Männer, die im letzten Teil des Umzugs marschierten. Einer von ihnen starb zwei Stunden nach dem Unfall. Wie auch die Schwerverletzten wurden die zwei Männer von dem Mercedes überrollt. Andere Unfallopfer wurden laut Augenzeugenberichten durch die Luft geschleudert. Ein Feuerwehrsprecher sprach von einem "Szenario des Grauens". Der Fahrer überlebte das Unglück verletzt und wurde ins Krankenhaus gebracht. Vernehmungsfähig war der 79-Jährige aber nicht. Für die geschockten Zuschauer wurde im nahen Schützenheim eine psychologische Betreuung mit Notfallbegleitern eingerichtet, wie Feuerwehrsprecher Axel Stüken mitteilte. Unter den Augenzeugen war auch der Bürgermeister von Menden.
Polizei geht von einem Unfall aus
Die Polizei ging zunächst nicht von einer geplanten Tat, einer Amok-Fahrt oder Ähnlichem aus, da es dafür keine Anhaltspunkte gab: "Wir gehen bisher von einem Unfall aus", sagte Polizeisprecher Dietmar Boronowsky. Die genaue Unfallursache ist weiterhin unklar, die Polizei sicherte vor Ort noch Spuren. Mit einem Hubschrauber wurden Luftaufnahmen gemacht. Offenbar verlor der Rentner die Kontrolle über sein Fahrzeug.
Der Notruf ging um 15.49 Uhr ein. Trotz des regnerischen Wetters war die Jubiläums-Veranstaltung der Schützenbruderschaft gut besucht gewesen. Neben den Mendener Schützen hatten auch befreundete Vereine an dem Festumzug teilgenommen. Großeinsatz für Rettungskräfte. Da zahlreiche der Schützen als Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr ausgebildete Ersthelfer sind, konnten die Verletzten rasch versorgt werden. Direkt hinter der betroffenen Gruppe des Umzugs fuhr zudem ein Rettungswagen. Die 1949 gegründete Schützenbruderschaft St. Hubertus Nord feiert an jedem dritten Wochenende im Juli ihr traditionelles Schützenfest, wie es auf ihrer Homepage heißt. An diesem Sonntag begann es mit einem Frühschoppenkonzert in der Hubertushalle, um 15.00 startete der Höhepunkt des Festes, der feierliche Umzug durch die Stadt zum Festplatz. Als der Unfall passierte, war der Umzug schon fast an seinem Zielort angekommen.
Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur DPA: "Ich habe nur den Knall gehört und die Leute fliegen sehen und dann war's auch schon vorbei." "Plötzlich flogen Menschen durch die Luft". Der Wirt Ivo Bitangar sagte: "Wir sind fassungslos. Die Leute haben geschrien und sind umhergelaufen, es war schrecklich", so der 72-Jährige, dessen Lokal in unmittelbarer Nähe zum Unfallort liegt und seinen Gastraum für die Unterbringung von Verletzten räumte.