Die Regierung des Pazifik-Archipels Vanuatu hat auf der gesamten Insel Ambae den sofortigen Notstand ausgerufen und mit der Evakuierung der Bevölkerung begonnen. Zudem habe man Gespräche mit Stammesführern auf den Nachbarinseln Maewo und Pentecost aufgenommen, um Land zu finden, auf dem sich die 11.000 Bewohner von Ambae ansiedeln können, teilte die Regierung auf ihrer Internetseite mit.
Asche zerstört Häuser und Felder
Auslöser der dramatischen Aktion ist der Ausbruch des Vulkans Manaro auf dem Eiland, das mit rund 400 Quadratkilometern etwa die gleiche Größe hat wie die Stadt Köln. Der Manaro hatte im März zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten begonnen, Asche und Gas auszuspucken. Sein Ausbruch verursachte auch säurehaltigen Regen und verunreinigte Wasserreservoirs. Wegen der Vulkanasche können die Menschen kein Obst oder Gemüse aus ihren Gärten mehr essen. Die Weiden der Tiere seien ebenfalls mit Asche bedeckt, berichtete Radio New Zealand. Anwohner litten bereits unter Atem- und Gesundheitsproblemen.
Zunächst waren nur die Bewohner des Südens und Ostens von Ambae in sicherere Gebiete auf der Insel gebracht worden. In den letzten Tagen sei die Asche des Vulkans jedoch auch im Norden niedergegangen, wohin die Bewohner aus dem Süden geflüchtet waren, heißt es in der Regierungsmitteilung. Die Menschen berichteten, dass die Asche Bäume zum Umfallen und auch Häuser zum Einstürzen gebracht habe. Außerdem habe sie Nahrung auf den Feldern zerstört und die Kava-Pflanzungen beschädigt, eine der Haupteinnahmequellen der Menschen auf Ambae.
Regionalregierung will Bewohner auf Ambae halten
Bereits im vergangenen September musste die Regierung die Inselbewohner wegen eines Vulkanausbruchs in Sicherheit bringen. Anfang des Jahres konnten sie zurückkehren. Dieses Mal müssen sie ihre Heimat womöglich für immer verlassen. Die Polizei und einige Hilfsorganisationen sind bereits vor Ort, und die Armee wird Ende der Woche erwartet, um die Massenevakuierung, die diesmal von Dauer zu sein scheint, zu organisieren, schreibt der britische "Guardian".
Die Regionalregierung der Provinz Penama, zu der Ambae gehört, will sich damit jedoch noch nicht abfinden. Sie hat begonnen, Land in weniger gefährdeten Gebieten der Insel aufzukaufen, um Familien, die von der Vulkanasche vertrieben wurden, dort anzusiedeln, wie der "Vanuatu Independent" berichtet. "Wir haben unsere Zukunft festgelegt. Wir wollen unsere Heimat nicht verlassen", zitiert die Zeitung den Präsidenten der Provinzregierung, Alban Garaevui. Eine Umsiedlung an einen Ort außerhalb der Insel sei nur die letzte Option für die Menschen auf Ambae, die beschlossen hätten auf ihrer Insel zu bleiben und mit den Herausforderungen eines aktiven Vulkans zu leben.
Ambae zählt zum Staat Vanuatu, der mehr als 80 Inseln umfasst. Der Archipel liegt auf dem sogenannten pazifischen Feuerring, wo mehrere Platten der Erdkruste aufeinandertreffen. In der Region kommt es immer wieder zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen.