Wenn auf dem Mars Frühling und Sommer anbrechen, lässt sich Jahr für Jahr ein geheimnisvolles Wetterschauspiel über dem roten Planeten beobachten. Bereits 2018 entdeckten die Überwachungskameras einer Marssonde der Europäischen Weltraumorganisation ESA eine besondere Wolkenformation nahe des Vulkans Arsia Mons. Die Wolkenformation erstreckt sich über 1800 Kilometer und ist mehr als 150 Kilometer breit. Nun haben Forscher das Geheimnis hinter der Riesenwolke entschlüsselt.
Wassereiswolke entsteht nahe gigantischem Vulkan
Die Wissenschaftler der ESA beobachteten die Riesenwolke seit ihrem ersten Erscheinen im Frühling 2018. Vor kurzem haben sie die Ergebnisse der Langzeitstudie in der aktuellen Ausgabe des "Journal of Geophysical Research" veröffentlicht. Die Wolke folgt demnach einem rasanten Tageszyklus. Im Morgengrauen fängt sie an sich vom Vulkan Arsia Mons in einer Höhe von 45 Kilometern auszudehnen. Der Vulkan selbst ist eine imposante Erscheinung. Arsia Mons befindet sich auf Höhe des Äquators, ist 14 Kilometer hoch und hat einen Durchmesser von rund 250 Kilometern. Nach ihrer Entstehung breitet sich die Wolke mit einer Geschwindigkeit von rund 600 Stundenkilometern über zweieinhalb Stunden aus, bevor sie dann am Mittag wieder verdunstet.
Trotz der geographischen Nähe hängt das Wetterphänomen wohl nicht mit der Vulkanaktivität zusammen. Auf dem Mars herrschen meist eisige Temperaturen von bis zu minus 125 Grad Celsius. Der kalte Wind wird durch den Vulkan auf der Oberfläche des Planeten nach oben gedrückt. Die feuchte Luft kondensiert in den weitaus kühleren Sphären. Es entsteht die größte Wassereiswolke des Planeten.

Forscher sehen Parallelen zum Klima auf der Erde
Die Wissenschaftler der ESA versuchten mit der Studie auch Erkenntnisse über das Klima auf unserem Planeten zu gewinnen. Orographische Wolke, wie diese, sind auch auf der Erde kein seltenes Phänomen, erklärt Agustin Sánchez-Lavega, einer der Autoren der Studie. Allerdings würden diese bei weitem keine solch lebendige Dynamik und enorme Länge erreichen. Der Wissenschaftler resümiert: "Das Verständnis dieser Wolke gibt uns die besondere Gelegenheit zu versuchen, die Wolkenbildung mit Modellen zu replizieren – Modellen, die unser Wissen zu Klimasystemen auf dem Mars und der Erde verbessern."
Quellen: ESA , Journal of Geophysical Research