Geologen haben ein Problem: Der Mantel der Erde enthält zumindest theoretisch zu viele Edelmetalle. Denn in der frühen Entwicklung der Erde, als sie noch heiß und größtenteils flüssig war, hat sie sich in zwei Bestandteile aufgetrennt und zwar in einen metallischen Kern und einen gesteinsreichen Mantel. Allen Berechnungen und Experimenten zufolge sollten in dieser Phase sämtliche bis dahin vorhandenen Gold- und anderen Edelmetallvorräte mit in den Erdkern versunken sein. Dem ist aber nicht so: Wie unser Goldschmuck beweist, finden sich Edelmetalle auch im Erdmantel. Wissenschaftler spekulieren daher, dass ein Meteoritenschwall die Edelmetalle auf die Erde gebracht haben könnte, nachdem sich Erdkern und -mantel bereits geformt hatten.
Britische Forscher haben nun weitere Hinweise für diese Theorie gefunden. Vor knapp vier Milliarden Jahren soll dieser Meteoritenregen auf die Erde niedergegangen sein. Die Geochemiker von den Universitäten Bristol und Oxford berichteten im Fachmagazin "Nature", dass der äußere Teil der Erde vor dem vermeintlichen Meteoritenbeschuss anders zusammengesetzt gewesen sein soll als danach. Angeblich sind einige Auswirkung der Meteoriteneinschläge für jeden sichtbar: Viele Krater auf dem Mond sollen darauf zurückgehen.
Grönländisches Gestein zum Vergleich
Geochemiker Matthias Willbold und seine Kollegen haben jetzt Gesteinsproben aus Grönland untersucht, die noch aus einer Zeit vor dem mutmaßlichen Bombardement stammen. Die Forscher haben darin das Metall Wolfram unter die Lupe genommen, das in zwei unterschiedlichen Formen, sogenannten Isotopen, vorkommen kann. Ergebnis: In dem Grönland-Gestein ist das Verhältnis der beiden Wolframformen anders als im restlichen Erdmantel. Ein späterer Meteoritenbeschuss "liefert die logischste Erklärung" dafür, heißt es in "Nature".
Da das untersuchte grönländische Gestein noch bis in eine Zeit vor dem mutmaßlichen Meteoritenbeschuss zurückreicht, sollte man erwarten, dass es so gut wie keine Edelmetalle enthält - zumindest sehr viel weniger als der Rest des Erdmantels. Das trifft aber nicht zu. Die Gründe dafür sind nach wie vor ein Rätsel.