Kupferschmied Der standhafte Verzinnsoldat

Von Thomas Eckert
Er ist ein Meister seines Faches - und der Allerletzte seiner Zunft. Friedrich Kretschmer, der Schmied aus Halberstadt, ist die Rettung für alle verzweifelten Köche und Hobbyköche. Er verhilft den guten alten Kupfersauteusen zu neuem Leben.

Friedrich Kretschmer rettet sie alle: die Krummen und die Schiefen, die Durchgebrannten und die Verbeulten. Hoffnungslose Fälle? "Kenn ich nicht", sagt der Kupferschmied aus Halberstadt, 64 und kräftig wie ein Bulle.

Seit 48 Jahren hämmert er Kupfer zu Töpfen und Pfannen und verzinnt das Innere fachgerecht. Ein Meister seines Faches und in Deutschland der Allerletzte seiner Zunft. Und genau der Richtige für alle Köche und Hobbyköche, die verzweifelt nach einem Retter für ihre Lieblinge suchen - die guten alten Kupfersauteusen, einst heiß geliebt, aber mit ruiniertem Innenleben und nun nicht mehr zu gebrauchen.

Hochwertige Töpfe aus Kupfer werden verzinnt, also mit Zinn ausgegossen oder ausgerieben. Das muss sein, denn blankes Kupfer würde beim Kochen giftige Stoffe freisetzen. Da muss Zinn dazwischen, Zinn schützt. Aber Zinn ist weich und empfindlich. Auf keinen Fall darf ein mit Zinn beschichteter Kupfertopf heißer als 230 Grad werden. Man darf auch nicht mit scharfen Gegenständen darauf herumschrapeln. Dann löst sich das Zinn vom Kupfer, und der Topf oder die Pfanne sind hin.

Weg mit dem Rostzeug

Aber Kupfertopf ist nicht gleich Kupfertopf. Die industriell gefertigten werden nicht verzinnt, sondern nur mit Stahlblech ausgeschlagen. Ist billiger. Hat sich das Blech erst einmal vom Kupferboden gelöst, kann es nicht wieder befestigt werden. Dann muss der Meister richtig hart ran, muss das ganze, schwerst widerständige Blech mühselig aus dem Topf hauen, "mit der bloßen Hand". Erst danach kann verzinnt werden, und alles ist gut. Weil die billigen Töpfe auch sonst nicht so gearbeitet sind, wie Meister Kretschmer sich das vorstellt, ersetzt er die Nieten, mit denen der Stiel oder die Haltegriffe befestigt wurden, durch seine eigenen. Immer und in jedem Fall. Weg mit dem Rostzeug, Kretschmer verwendet ausschließlich Messing.

"Mindestens fünf Jahre, bei guter Pflege noch länger" hält ein verzinnter Kupfertopf, wenn er Kretschmers Werkstatt verlassen hat. Wenn er richtig behandelt wird. Also, sagt Meister Kretschmer: einen Kupfertopf nie leer erhitzen, ein leerer Topf wird zu schnell heiß, und das Zinn schmilzt.

"Das Beste, was es gibt"

Zum Verzinnen eines Topfes greift Kretschmer auf sein Spezialdepot zurück. Hinter Regalen und Zeitschriften gut versteckt lagern Barren mit bestem DDR-Zinn: zu 99,9 Prozent rein, gewonnen aus den Bergen rund um Dippoldiswalde in Sachsen, "das Beste, was es gibt". Für die Verzinnung eines Topfes - Durchmesser 30 Zentimeter, Höhe 20 Zentimeter - nimmt er 50 Euro. Nicht so viel, wenn man die Arbeit bedenkt und die Freude, wieder mit dem alten Kupfertopf kochen zu können.

Kretschmer fertigt aber auch neue Töpfe und Pfannen nach den Maßen, die der Kunde will. Ab 150 Euro alles kein Problem. Für ihn gibt es nichts Besseres als Töpfe aus Kupfer: "Sie sind leitfähig und verbrauchen viel weniger Energie als Töpfe aus anderen Materialien." Der "Tigerpalast" in Frankfurt hat sich gerade für seine Küche mit Kretschmer-Töpfen versorgt. Ganz besonders stolz ist Kretschmer auf seine Feuerzangenbowle: "Die Leute sind ganz wild danach" - Haltevorrichtung aus Schmiedeeisen, Kupfertopf mit Bügel, Spiritusbrenner aus Kupfer… alles vom Meister mit den eigenen Händen gearbeitet. Auch als Gulaschkocher zu verwenden. Und der Meister hat nicht mal was dagegen.

Kontakt:

F. Kretschmer, Humboldtstr. 17a, 38820 Halberstadt, Tel./Fax: 03941/44 15 75, www.kupfer-kretschmer.de

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