Die Sterkfontein-Höhlen in Südafrika sind ein besonderer Ort. Hier haben nicht nur über Millionen von Jahren Menschenaffen und später Frühmenschen gelebt – deren Überreste haben sich in den kühlen Höhlenschächten auch über die lange Zeit erhalten. Sterkfontein wird inzwischen auch als "Wiege der Menschheit" bezeichnet und wurde zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt.
Schon in den 30er Jahren wurden hier erste aufsehenerregende Funde gemacht, der berühmteste "Bewohner" der Höhlen wurde aber erst 1995 gefunden: "Little Foot", kleiner Fuß, ist eines der vollständigsten Skelette der Frühmenschenart Australopithecus, das Forscher weltweit kennen. Der Australopithecus lebte etwa vor 4,2 Millionen Jahren, die jüngsten Exemplare werden auf etwa zwei Millionen Jahre datiert. Danach verschwindet seine Spur – andere Menschenarten lösten ihn ab.
Australopithecus lebte vor vielen Millionen Jahren
Auch dank der Funde aus Südafrika glaubte die Wissenschaft, bereits viel über den Australopithecus zu wissen. Etwa, dass er zwar noch in vielerlei Hinsicht an Affen erinnerte, aber dennoch unzweifelhaft zur Gattung der Homini gehört, den Menschenaffen, aus denen sich auch der moderne Mensch entwickelt hat. Er hatte ein noch recht kleines Gehirn, eine kleine Statur – aber er ging aufrecht, auf zwei Beinen. Ob er Werkzeuge benutzte, ist nicht gesichert – klar ist, dass die frühen Australopithecus-Funde älter sind als die ältesten datierten Steinwerkzeuge. Womöglich handelte es sich bei dieser Art allerdings um jene, die im Laufe ihrer Existenz damit begann, sich den Alltag durch Hilfsmittel zu erleichtern.
Eine Reihe von Fossilien aus den Sterkfontein-Höhlen bereiteten den Forschern bisher jedoch Kopfzerbrechen, da ihre Datierung sehr schwer war. Bei versteinerten Funden ist das häufig ein Problem. Deshalb wird meist versucht, in den Erdschichten rund um die Knochen datierbares Material zu finden oder anhand von in derselben Schicht gefundenen Tierknochen das Alter zu schätzen. Bei einer Reihe von Australopithecus-Fossilien aus den Höhlen war man deshalb bisher von einem Alter von rund zwei bis zu 2,6 Millionen Jahren ausgegangen – sie hätten also eher zum Ende der Australopithecus-Ära gelebt, schon beinahe zeitgleich mit moderneren Menschenarten.
Gefundene Fossilien sind älter als gedacht
Doch nun hat ein Forscherteam mit verbesserter Technologie einen neuen Datierungsversuch unternommen: Genutzt wurden dazu Teile des betonartigen Sediments, das die versteinerten Knochen direkt umgab. Und die Ergebnisse verblüfften: Die Fossilien waren eine ganze Million Jahre älter als angenommen, die Frühmenschen hatten also vor etwa 3,6 Millionen Jahren in Südafrika gelebt. Sie sind damit älter als die berühmte Kollegin "Lucy" (3,2 Millionen Jahre) aus Äthiopien. Die zuvor falschen Ergebnisse entstanden wohl dadurch, dass die Bodenschichten in der Höhle bei den Ausgrabungen in den 1930ern durcheinandergebracht wurden.
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Die Datierung ist wichtig, denn sie wirft eine These der Forscher um: Bisher ging man davon aus, dass der Australopithecus sich von Ostafrika aus auf dem Kontinent verbreitet hatte, die Überreste von "Lucy" waren ein Anhaltspunkt dafür. Doch da die südafrikanischen Fossilien genauso alt und sogar älter – und auch in der Anzahl sehr viele – sind, muss man nun davon ausgehen, dass sich die süd- und ostafrikanischen Vertreter der Art gleichzeitig aus einem noch älteren, gemeinsamen Vorfahren entwickelt haben.
Quelle: CNN