Archäologie Gräberfeld aus dem Jahr 1000 in Brandenburg entdeckt – Archäologen stehen vor mehreren Rätseln

Die Archäolog:innen bei der Arbeit
Die Archäolog:innen bei der Arbeit
© Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Brandenburg an der Havel
Bei Straßenbauarbeiten stieß man in Brandenburg an der Havel auf 18 Gräber aus dem frühen Mittelalter. Die Bestatteten waren offenbar recht wohlhabend. Und ihre Grabstätten unterscheiden sich von anderen aus derselben Region.

In Brandenburg an der Havel, etwas westlich von Potsdam gelegen, sollte eigentlich bloß eine Straße ausgebessert werden. Doch bei den Bauarbeiten an der Krakauer Straße, die über eine Insel in der Havel führt, machte man eine unerwartete Entdeckung: In der Erde unter dem Asphalt verbargen sich Gräber. Wie sich herausstellte: Sehr, sehr alte Gräber – und sehr bedeutsame.

Es handele sich um "einen sensationellen Neufund", heißt es von der Stadt. Die zuständigen Archäolog:innen legten 18 Skelette frei, sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um die sterblichen Überreste slawischer Siedler, die hier einst lebten. Das Forschungsteam datiert die Grabstellen auf die Zeit um das Jahr 1000, das frühe Mittelalter also. Darüber hinaus sind aber noch viele Fragen zu diesem spannenden Fund offen.

Mehrere Aspekte geben den Archäolog:innen Rätsel auf

Eine davon: Weshalb waren die Verstorbenen so reich mit Beigaben ausgestattet? Das war zu dieser Zeit eigentlich nicht mehr üblich und kam anderswo in der Region so nicht vor. Mehrere der Toten wurden etwa mit Perlenketten bestattet – auch Kinder. Die kleinen Perlen bestanden aus Glas, aus den Wirbeln von Fischen, Bergkristallen oder aus Bronze. Auch Reste von Ohrringen, einem Fingerring und einer kunstvoll gedrechselten Holzschale wurden gefunden. Möglicherweise handelte es sich bei den 18 Toten um Mitglieder der "sozialen Elite" der damaligen Gesellschaft.

Ein weiterer Unterschied ist, dass die Gräber in ordentlichen Reihen angelegt wurden. Ein anderer mittelalterlicher Friedhof in der Nähe hingegen wurde nicht nach einer bestimmten Ordnung strukturiert. Dort finden sich auch vor allem Bestattungen in Baumsärgen – die gibt es an der Krakauer Straße jedoch gar nicht. Das neu entdeckte Gräberfeld besteht aus ganz verschiedenen Gruben – einige sind einfach nur Erdlöcher, bei anderen wurden Bretter an den Seiten eingelassen, um die Grube zu stabilisieren, einige wurden zusätzlich mit einem Holzbrett abgedeckt. Auch eine komplette Holzkiste wurde entdeckt.

Die Forschenden versuchen nun herauszufinden, um was für Menschen es sich bei den Bestatteten handelte und wie sie lebten – und starben.

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