Was ist Intelligenz?
"Man versteht darunter ein Bündel verschiedener Denkfähigkeiten, die auf die geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen hinweisen", sagt Aljoscha Neubauer, der an der Universität Graz die Intelligenz erforscht. "Dazu gehören Auffassungsgabe, Lerngeschwindigkeit und die Fähigkeit, schnell neue Lösungen für Problemstellungen zu finden." Intelligenz ist also geistige Fitness: Je intelligenter ein Mensch ist, desto höhere Hürden kann sein Hirn in kurzer Zeit meistern. Dies lässt sich durch einen Intelligenztest messen.
Einen solchen Test finden Sie unter anderem auf der Website unseres redaktionellen Partners Financial Times Deutschland: "IQ-Test - Sind Sie hochbegabt?".
Was misst ein Intelligenztest?
Was genau er misst, hängt vom jeweiligen Test ab; allein in Deutschland gibt es etwa 80 verschiedene, alle setzen andere Schwerpunkte. Grundprinzip ist, mit unterschiedlichen Aufgaben verschiedene Aspekte der Intelligenz zu prüfen, zum Beispiel: sprachliche und rechnerisch-mathematische Fähigkeiten, räumliches Denken, Merkfähigkeit und die Verarbeitungskapazität. Gute Tests prüfen immer mehrere dieser Aspekte, einige Aufgaben haben dabei mehr mit Zahlen, andere mit Wörtern oder grafischen Elementen zu tun.
Was sagt ein Intelligenztest aus?
Das Ergebnis, der Intelligenzquotient, gibt einen Anhaltspunkt, wo ein Mensch mit seiner Geisteskraft im Vergleich zur Gesamtbevölkerung steht. Ein IQ von 100 bedeutet, dass jemand durchschnittlich intelligent ist. Ein Wert von 115 zeigt, dass jemand im besten Viertel der Getesteten liegt. Einen IQ von 130 oder mehr erreichen die intelligentesten zwei Prozent.
Da in den gebräuchlichen Tests unterschiedliche Schwerpunkte abgefragt werden, kann der gemessene IQ je nach persönlicher Begabung schwanken. "Es kommt allerdings sehr selten vor, dass sich das Ergebnis in zwei verschiedenen Tests um mehr als zehn Punkte unterscheidet", sagt der Intelligenzforscher Aljoscha Neubauer. Er hält die Prüfungen für ein gutes Instrument, um Erfolg in der Schule oder im Studium vorherzusagen: Etwa 25 bis 30 Prozent des Schuloder Berufserfolgs lassen sich durch die Intelligenz erklären. Andere wichtige Faktoren sind zum Beispiel Motivation, Disziplin oder Teamfähigkeit.
Interessant, so Neubauer, sei die genauere Analyse des Ergebnisses: Kann der Getestete besser mit Zahlen umgehen oder mit Worten? Ist die Merkfähigkeit besonders hoch oder die Flexibilität des Denkens? Die Intelligenzstruktur kann Hinweise darauf liefern, in welchen Bereichen jemand besonders begabt ist, sodass er diese Talente mit einer entsprechenden Studien- oder Berufswahl besonders nutzen kann.
Ist Intelligenz erblich?
Ja, vermutlich mindestens zur Hälfte. Ein einziges "Intelligenz-Gen" gibt es allerdings nicht - wahrscheinlich sind es Hunderte, die sich gegenseitig beeinflussen. Der Rest ist durch Umweltfaktoren bedingt. So beeinflussen beispielsweise die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft, Talentförderung und Anregung in der frühen Kindheit den IQ. Wer von klein auf in abstraktes, analytisches Denken hineingewachsen und sprachlich geübt ist, schneidet bei den Tests besser ab.
Wie verändert sich Intelligenz im Laufe des Lebens?
Bei Kindern und Jugendlichen entwickeln sich Sprachvermögen, Wortschatz und analytisches, abstraktes Denken erst mit der Zeit. Deshalb gibt es unterschiedliche IQ-Tests für Erwachsene und Kinder. "Etwa im Alter von 15, 16 Jahren ist die Intelligenz ausgereift. Sie bleibt dann in der Regel bis ins Alter von etwa 65, 70 Jahren weitgehend stabil", sagt Neubauer. Die Flexibilität des Denkens nimmt zwar etwas ab, das können die meisten aber durch mehr Wissen kompensieren.
Wissen kann man sich aneignen, kann man auch Intelligenz trainieren?
Lange wurde das bezweifelt, im vergangenen Jahr aber zeigte eine Studie schweizerischer und amerikanischer Wissenschaftler, dass es doch möglich sein könnte: Nachdem Testpersonen komplizierte Aufgaben trainiert hatten, meisterten sie Intelligenztests umso besser, je mehr sie geübt hatten.
Sind die Menschen im Laufe der Zeit intelligenter geworden?
In den westlichen Ländern stieg die Intelligenz laut Messergebnissen um drei Punkte pro Jahrzehnt. Der US-amerikanische Wissenschaftler James Flynn, der diesen Effekt 1984 erstmals beschrieb, hat zwei Erklärungen für das Phänomen. Zum einen hat sich das Denken verändert. Unsere Vorfahren mussten nicht so analytisch abstrakt denken, wie es der Umgang mit Computern und Handys verlangt - deshalb fielen ihnen akademisch-abstrakte Aufgaben in den IQ-Tests schwerer. Zweitens vermutet Flynn eine Art Selbstverstärkung: Begabte suchen sich von klein auf eher eine Umwelt, die ihre Talente anregt und fördert - deshalb steigt der IQ deutlich mehr als durch genetische Ursachen zu erklären ist.
Inzwischen scheint die geistige Kapazität allerdings in Nordeuropa eine natürliche Grenze erreicht zu haben: Seit Ende der 1990er Jahre haben Psychologen dort keinen Zuwachs mehr festgestellt. In diesen Ländern sind höhere Schulen oder Universitäten mittlerweile allgemein zugänglich - Talentierte, so vermuten die Forscher, haben also eine realistische Chance, dass sich ihre Begabung herausbildet. In Entwicklungsländern, in denen das Bildungssystem erst im Aufbau ist, nimmt die durchschnittliche Intelligenz dagegen weiter zu.
Gibt es verschiedene Formen von Intelligenz?
Verbale Fähigkeiten, Umgang mit Zahlen, räumliches Denken - das, was gemeinhin unter Intelligenz verstanden wird, ist ein eher akademisch ausgerichtetes Konstrukt. "Intelligenz ist ohne Schulbildung nicht messbar", sagt Neubauer - man muss schon mit Zahlen umgehen und abstrakt denken können, um die gängigen Tests gut zu meistern.
Wer in einer solchen Prüfung schlecht abschneidet, muss deshalb noch lange nicht dumm sein. Vielleicht passen seine Talente oder seine kulturelle Prägung nur nicht zu diesem Konzept von Intelligenz. So kommt es bei den Tests vor allem auf Geschwindigkeit an. In einigen Kulturen aber gilt als unklug, wer zu schnell zu Entscheidungen kommt.
Weil die Vorstellung von analytischer Intelligenz Grenzen hat, haben Forscher noch andere Arten von Intelligenz umrissen: emotionale (Umgang mit Gefühlen), soziale (Umgang mit anderen Menschen), praktische (Problemlösung in Alltagssituationen), kreative, musikalische und Bewegungsintelligenz.
Wo kann man einen IQ-Test machen - und was kostet es?
Solche Tests sollten Diplompsychologen machen, die auf Test- beziehungsweise Intelligenzdiagnostik spezialisiert sind, empfiehlt der Intelligenzforscher Aljoscha Neubauer. Mit durchschnittlich 80 bis 120 Euro pro Stunde muss man rechnen, manche Psychologen bieten auch günstigere Gruppentests an. Die deutsche Sektion von "Mensa", einem internationalen Verein hochbegabter Menschen, offeriert einen 90-minütigen Gruppentest für 49 Euro. Bei ihm erfährt der Teilnehmer allerdings lediglich die IQ-Gesamtpunktzahl und bekommt kein detailliertes Intelligenzprofil. Wer das haben will, kann sich an den zuständigen Mensa-Psychologen wenden, muss aber extra zahlen.