Mächtige Männer und Sex-Affären "Sie nehmen sich, was sie wollen"

Macht, Geld und Ansehen: Sie haben alles - und wollen noch mehr. Immer wieder verheddern sich mächtige Männer in Sex-Affären. Ein Paartherapeut erklärt, was solche Menschen antreibt.

Herr Basse, IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wird verdächtigt, ein Zimmermädchen sexuell belästigt zu haben. Der aktuelle Fall ist zwar noch nicht geklärt, doch stolpern mächtige Männer immer wieder über Sex-Affären. Berlusconi, Bill Clinton oder der ehemalige israelische Präsident Mosche Katzav sind nur ein paar Namen. Warum gehen solche Menschen so große Risiken ein?
Männer in mächtigen Positionen werden von ihren weiblichen Anhängern bewundert. Das verschafft ihnen zum einen mehr Möglichkeiten. Zum anderen sonnen sich Politiker genauso wie zum Beispiel Schauspieler gerne im Rampenlicht, und wenn Frauen ihnen Bewunderung entgegenbringen, verschwimmen die Grenzen schnell.

Wobei ihnen wohl nicht immer Bewunderung entgegengebracht wird. In manchen Fällen, die in den vergangenen Jahren bekannt wurden, haben sich die Männer auch einfach genommen, was sie wollten und Grenzen übertreten. Macht Macht hemmungslos?
Diese Menschen haben viel erreicht und halten sich mitunter für unangreifbar. Sie gehen daher davon aus, dass sie sich nehmen können, was sie wollen, und dass sie damit auch durchkommen. Wer sich nach oben gekämpft hat, hat die Erfahrung gemacht, dass er Widerstände überwinden konnte. Dieses Gefühl ist prägend und kann dazu führen, dass es zu einer gewohnheitsmäßigen Verhaltensweise führt. Viele können sich daher gar nicht mehr vorstellen, dass jemand nicht von ihrer Aura begeistert wäre.

Was geht im Kopf solcher Männer vor?
Die Psyche dieser Menschen ist so strukturiert, dass sie ständig um sich herum eine Aura der Macht und der Bewunderung erzeugen wollen. Aus dieser Erwartung an sich selbst wird zugleich ein Anspruch. Solche Menschen erwarten, dass andere sie bewundern, sie sind von der Öffentlichkeit abhängig und suchen den Kick. Wie bei Leuten, die immer mehr Geld verdienen wollen, wächst auch ihr Appetit. Natürliche Grenzen werden als einschränkend empfunden - und damit beiseite geschoben.

Welcher Menschentyp ist besonders gefährdet?

Stark gefährdet sind vor allem Menschen, die sich an sich selbst berauschen, sich selbst bewundern. Sie entwickeln ein Alles-gehört-mir-Denken. Dieser Menschentyp sucht nicht selten die öffentliche Bühne.

Gilt: Je erfolgreicher, desto risikofreudiger?
Tendenziell hängt das sicher zusammen. Ohne Risiko gibt es kaum Erfolge. Vor allem gehört es aber zum Erfolg, Grenzen überschreiten zu können. Und wer sich daran immer mehr gewöhnt und damit durchkommt, neigt leichter dazu, dies auch auf anderen Gebieten zu probieren.

Gibt es solche Fälle eigentlich auch bei Frauen? Oder haben diese ihre Triebe besser im Griff?
Ich würde sagen: Frauen neigen dazu, insgesamt defensiver zu sein. Was nicht unbedingt bedeutet, dass sie moralisch besser wären. Aber im Gegensatz zu Männern brüsten sich Frauen mit Sex-Affären weniger. Sie sind diskreter, subtiler und organisieren auch besser.

Zur Person

privat Elmar Basse ist promovierter Philosoph und psychologischer Berater. Er arbeitet als Paartherapeut in seiner Hamburger Praxis.

Lea Wolz

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