Eine Kurve. Und noch eine. So geht das seit einer halben Stunde. Rechts und links sausen Bergdörfer, Bergwiesen, Kühe und Schafe vorbei. Bei 100 steht die Tachonadel. Noch eine halbe Stunde, sagt der Fahrer und steuert die nächste Kurve an. Endlich sind wir im hintersten Zipfel des Berner Simmentals angekommen, in dem 1100 Meter hoch gelegenen Bergdorf Lenk. Alte Bauernhäuser aus Holz säumen die Straße. Bevor sie sich in einem schmalen Wanderweg verliert, erreichen wir das Hotel Lenkerhof. Gelbe Fassade, braune Balkone, ausladende Fenster und betonierte Einfahrt. Das ist also das laut Eigenwerbung "jugendlichste Fünf-Sterne-Hotel der Schweiz"? Die preisgekrönte Wellness-Oase?
Service
Das Fünf-Sterne-Hotel Lenkerhof verfügt über 68 Zimmer. Die Übernachtung im Doppelzimmer inklusive Halbpension kostet 350 Euro, im Einzelzimmer 230 Euro. Es gibt verschiedene Wellness- und Beauty-Arrangements. Der Lenkerhof ist ein kinderfreundliches Hotel. Es besitzt einen Außenspielplatz, ein Spielzimmer sowie eine Wasserrutsche. Nachwuchs ab drei Jahren kann auf Wunsch täglich beaufsichtigt werden.
Kontakt: Lenkerhof Alpine Resort, Postfach 241, CH-3775 Lenk im Simmental; Tel.: 0041/33/736 36 36; E-Mail: welcome@ lenkerhof.ch; Internet: www.lenkerhof.ch
Und dann im Foyer: Ein duftend warmes Tuch und ein Fruchtsaft im Cocktailglas warten auf mich. In einem der dicken roten Samtsessel nehme ich Platz. Sinke hinein. Bekomme den Zimmerschlüssel, mag gar nicht mehr aufstehen. Fühle mich wohl - wie in meinem Wohnzimmer.
Der nächste Morgen: So muss es in der Hölle riechen. Der faulige Gestank von Schwefel kriecht den schmalen, tief in den Stein geschlagenen Gang herauf. Mein Abstieg beginnt. Hinab in die "7 Sources", den Wellness-Bereich des Lenkerhofs, benannt nach den sieben Quellen der Simme, die durch das Tal fließt. Dort unten im Bauch des Hotels sprudelt die stärkste Schwefelwasserquelle der Alpen. Vor zwei Jahren eröffneten der heute 35-jährige Hotelchef Philippe Frutiger und seine Frau das völlig neu gestaltete Kurhotel. Nur die Fassade des 350 Jahre alten Hauses und die Quelle sind geblieben. Das müffelige, aber hautgesunde Wasser speist den Außenpool. Daneben locken eine Reihe moderner Wellness-Angebote: Phyto-Aromatherapie Deluxe, Augenpflege, Kokos-Seifenbürstenpeeling, Cremepackung mit Flüssigalgen. "Crystalbad mit Blütenzauber" zum Beispiel ist die reine Wonne. Ich liege in einer Badewanne, um mich herum schwimmen handgezupfte Rosenblätter. Die Wände der Wanne übertragen die Musik ins Wasser. Ich spüre die Bässe im Bauch, in den Beinen und den Armen. Es prickelt angenehm, und während ich der Musik lausche, werden Kopf und Seele frei.
Auch die finnische Sauna ist ein besonderer Genuss: Durch das riesige Panoramafenster fällt der Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Wildstrubelmassivs. Ein kleiner Fluss schlängelt sich an der Kräuter-Sauna, an Dampfbad, Eis- und Schwefelgrotte entlang. Er ist in Kieselsteine gebettet und wird aus sieben Quellen gespeist. Das Wasser plätschert, gluckert und schwappt aus den zerklüfteten Mauern und dem Boden. Über Brücken werden die Wege geleitet, führen zu Bänken und Liegen, auf denen sich wunderbar entspannen lässt. Und immer wieder freie Sicht auf die Berge. Ein gigantischer Blick. Wolkenfetzen hängen dort oben in 3000 Metern fest. Schweizer Bergidyll. Am Abend ist der Weinkeller für die Gäste geöffnet, im Kinderrestaurant wird der Nachwuchs versorgt, in zwei Restaurants speisen die Erwachsenen. A la carte - Nachschläge sind möglich. Käse wird am Tisch angerichtet und serviert. Das Foyer wird wieder zum Wohnzimmer. Eine Jazzmusikerin singt - "What a wonderful world!" Der Duft von Zigarren hängt in der Luft. Und ich sinke in den roten Samtsessel.