Forscher der Harvard Universität haben auf dem 105. Kongress der amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie in Atlanta berichtet, dass Bakterien den Verfall der Wachsskulpturen Edgar Degas' beschleunigen. Kristen Bearce und Kollegen untersuchten Proben von neun Skulpturen, die der Künstler aus einer Mischung von Wachs und Ton mit Stärke- und Fettzusätzen gefertigt hatte.
Auf Stärke und Fett haben sie es abgesehen
Degas hatte zu Lebzeiten nur eine einzige Skulptur ausgestellt, die "kleine 14-jährige Tänzerin". Nach seinem Tod wurden mehr als 100 weitere Wachsskulpturen in seinem Studio entdeckt. Die größte Sammlung, 50 dieser Arbeiten, beherbergt die Nationale Kunstgalerie der USA in Washington. Von den insgesamt rund 100 Wachsmodellen wurden seit Degas Tod vor 88 Jahren nach Auskunft des Washingtoner Museums 74 Bronzeskulpturen gegossen.
Die Mikroorganismen auf der Wachsoberfläche ernähren sich offensichtlich von der Stärke und den Lipiden (Fett)", erläuterte Bearce auf der Fachtagung in Atlanta. Ihren Angaben nach Tropfen mikroskopische Spuren von Fettsäuren von den Kunstwerken. Das Team verglich die Skulpturen mit Fotos, die nach dem Fund der Arbeiten in Degas Studio gemacht worden waren, und konnte Veränderungen an den Wachsfiguren - in Folge des Mikrobenbefalls - nachweisen.
Röntgenaufnahmen gaben den Forschern auch Aufschluss über die anderen Materialien, die Degas beim Modellieren verwendete. Außer dem Drahtgerüst im Kern seiner Figuren griff der Künstler bei Bedarf zu Korken, Papier, Seil und Stoff. Für die Skulptur "Frau im Sitzen, sich die Hüfte abtrocknend", setzte Degas außer langen Nägeln zum Beispiel auch ein Türscharnier ein.
DPA