So jedenfalls erinnert sich Watson. Crick selbst schilderte es gerne etwas anders: Er sei nach Hause gegangen und habe seiner Frau Odile erzählt, er habe eine wichtige Entdeckung gemacht. Die habe ihm jedoch nicht geglaubt und sich später gerechtfertigt, "du kamst immer nach Hause und sagtest solche Dinge, also habe ich mir nichts dabei gedacht". Francis Harry Compton Crick starb am Mittwochabend (Ortszeit) 88-jährig in Kalifornien an Darmkrebs.
Früh vom Glauben abgefallen
Der am 8. Juni 1916 im englischen Northampton geborene Sohn eines Schuhfabrikanten war ein wissenschaftliches Multitalent: Er studierte zunächst in London Physik, wandte sich später der Biologie zu und erforschte zuletzt das menschliche Bewusstsein. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er wissenschaftlicher Zivilbeamter, zeichnete Waffen und machte bedeutender Entdeckungen auf dem Gebiet des Radars. Erst nach dem Krieg wechselte Crick zur Biologie über. Er promovierte 1954, ein Jahr nach der Entdeckung der Erbgutstruktur, über eine Methode zur Strukturanalyse von Eiweißen. 1962 bekam er zusammen mit Watson und Maurice Hugh Frederick Wilkins den Medizinnobelpreis.
Nach eigener Schilderung verlor Crick bereits früh seinen religiösen Glauben: "Das Wissen, wie alt die Erde und die Fossilien wirklich sind, macht es jedem reifen Geist unmöglich, an die wörtliche Wahrheit der Bibel zu glauben, wie es die Fundamentalisten tun", schrieb er in seiner Autobiografie "What Mad Pursuit". "Und wenn einige Stellen der Bibel ganz offensichtlich falsch sind, warum sollte man dann die übrigen akzeptieren?" Seit 1977 befasste sich Crick am Salk Institute in den USA mit dem menschlichen Bewusstsein. Dabei pflegte er ein materialistisches, rein elektro-physikalisches Verständnis: "Freude und Trauer, Erinnerungen und Wünsche, Bewusstsein der eigenen Identität und freier Wille sind im Grunde nichts anderes als das Verhalten unzähliger Nervenzellen und der mit ihnen verbundenen Moleküle", schrieb er.
Der begnadete Redner hüllte sich bevorzugt in italiensche Edelanzüge und pflegte gerne Konversation. "Besonders mit hübschen Frauen", wie Crick von sich selbst sagte.
AP