Das Ausmaß der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ist noch dramatischer als befürchtet: Nach jüngsten Schätzungen strömen derzeit bis zu 8200 Tonnen Öl pro Tag ins Meer, teilte die US-Regierung mit. Erst vor wenigen Tagen war die Menge auf ein tägliches Maximum von 5400 Tonnen nach oben korrigiert worden. Davor lag der angenommene Höchstwert bei 3400 Tonnen.
Unabhängige Forscher und Wissenschaftler der Regierung hätten die neuen Erkenntnisse über die Menge des ausströmenden Öls aufgrund zusätzlicher und besserer Daten gewonnen, hieß es. Ein Regierungsbeamter sagte, es sei "absolut möglich", dass es künftig aufgrund neuer Informationen weitere Korrekturen geben werde.
Auffangen des Öls wieder unterbrochen
Mit Hilfe einer Art Kappe kann der Ölkonzern BP derzeit von einem Bohrschiff aus bis zu 2500 Tonnen Rohöl in 1500 Metern Tiefe direkt über dem defekten Sicherheitsventil auf dem Bohrloch auffangen. Auf Weisung der US-Regierung plane der britische Energieriese, diese Menge bis Ende Juni auf rund 7200 Tonnen zu erhöhen, heißt es in der Mitteilung weiter. Mitte Juli solle dann eine Kapazität von bis zu rund 11.000 Tonnen täglich erreicht werden.
Am Dienstag war das Auffangen des Öls aber für Stunden unterbrochen worden, weil auf dem Bohrschiff ein kleines Feuer ausgebrochen war. Vermutlich hatte ein Blitz den Brand ausgelöst, er konnte schnell gelöscht werden, hieß es. Verletzt wurde niemand.
"Wir werden dafür sorgen, dass BP zahlt"
Unterdessen bestimmte US-Präsident Obama einen neuen Leiter für die wegen ihrer Nähe zur Ölindustrie in die Kritik geratene Regulierungsbehörde Minerals Management Service (MMS). Der frühere Generalinspekteur des Justizministeriums Michael Bromwich werde eine geplante Umstrukturierung der MMS leiten, die für die Genehmigung von Bohrungen zuständig ist, teilte das Weiße Haus mit. Die Regierung will die Behörde in drei getrennte Einheiten aufspalten, um Interessenkonflikte zu verhindern. Bromwich sei zu weitreichenden Veränderungen befugt, hieß es. Die bisherige Leiterin der MMS, Elizabeth Birnbaum, war im Mai zurückgetreten.
In einer Rede im Weißen Haus warf Obama dem Ölkonzern BP Rücksichtslosigkeit vor. "Wir werden dafür sorgen, dass BP zahlt", sagte er. Im Kampf gegen die schlimmste Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA werde seine Regierung alles tun, damit sich die betroffene Region wieder erhole, erklärte der in Umfragen unter Druck geratene Präsident. "Wir werden diese Ölpest bekämpfen mit allem, was wir haben, so lange wie es nötig ist", sagte Obama in seiner ersten Rede im Oval Office. Der Kampf gegen die seit fast zwei Monaten andauernde Katastrophe werde möglicherweise noch Jahre dauern, räumte er ein.