Klimaatlas des DWD Es wird wärmer - in den nächsten 100 Jahren

Wer dieses Jahr vom kühlen Wetter enttäuscht ist, kann im Internet erfahren, ob die Sommer in Zukunft besser werden. Wärmer und trockener wird es bestimmt, wie der Klimaatlas des Deutschen Wetterdienstes zeigt.

Gletscherschmelze, steigende Meeresspiegel, globale Erwärmung - diese Begriffe dürften vielen nicht erst seit den wiederkehrenden Klimakonferenzen bekannt sein. Auch im November wird im südafrikanischen Durban wieder um ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll gerungen. Doch für das Thema Klimawandel können sich nur noch wenige so richtig erwärmen. Zu weit weg, zu wenig greifbar sind die Szenarien.

Dem will der Deutsche Wetterdienst (DWD) nun entgegenwirken: Seit heute ist der erweiterte "Deutsche Klimaatlas" online, der Klimadaten von 1881 bis ins Jahr 2010 enthält. Auf einen Blick sollen die Nutzer damit sehen, wie sich das Klima in Deutschland verändert hat und welche Regionen besonders stark vom Klimawandel betroffen sein werden. Für den Atlas im Internet haben Experten bis zu 21 unterschiedliche Simulationen ausgewertet.

In den nächsten 100 Jahren wird es in Deutschland nach Angaben des DWD zwei bis drei Grad wärmer sein. Der Temperaturanstieg sei im Süden stärker als im Norden, sagte Klaus-Jürgen Schreiber, Leiter der DWD-Klimaüberwachung, in Offenbach.

Mehr tropische Nächte

Einen Vorgeschmack auf die Veränderung in Deutschland habe das letzte Frühjahr gebracht, das mit einer Abweichung vom Mittelwert um 2,4 Grad als zweitwärmstes seit über 100 Jahren in die Geschichte einging. "Da haben wir einem Blick auf 2060/70 erhascht", sagte Schreiber. Dieses Temperaturniveau werde in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts normal sein: "Ihre Enkel können das regelmäßig genießen."

"Es geht bergauf, der Trend ist eindeutig", betonte Schreiber. Als Konsequenz werde es im Sommer viel mehr Tropennächte in Deutschland geben - also Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt. Sind es derzeit im Schnitt ein bis zwei solcher warmen Nächte pro Jahr, soll ihre Zahl in der Zukunft auf zehn bis zwölf steigen, manche Modelle sagen sogar 30 Tropennächte pro Saison voraus. Damit müssten sich Stadtplaner auseinandersetzen und Frischluftschneisen für die Städte einplanen, sagte Schreiber.

Die Weinlese beginnt früher

Für Pflanzen wird die Winterruhe künftig kürzer. Der Vegetationsbeginn, zurzeit Ende März, werde in einigen Jahrzehnten schon um den 20. März sein, sagte Schreiber. Das bedeute unter anderem eine frühere Weinlese - wie in diesem Jahr.

In dem Atlas im Internet zeigen Karten und Grafiken, wie sich das Klima verändert hat. Zeitfenster können gewählt werden, um die Veränderung bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu simulieren. Daten zu Temperatur, Niederschlag, Frosttagen oder Tropennächten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lassen sich vergleichen. Zur Erwärmung trägt vor allem das Verbrennen fossiler Brennstoffe bei.

Für in der Klimawissenschaft wenig bewanderte Nutzer dürfte der Klimaatlas allerdings nicht immer leicht zu verstehen sein. Fachwörter wie Perzentil, Gebietsmittelwerte oder relative Abweichungen, mit denen auch die Erklärungstexte gespickt sind, dürften manchen abschrecken. Wer dennoch einen Blick auf das Klima der Zukunft werfen will, kann das hier tun.

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lea/DPA

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