Leseraktion Die Klimaschutz-Tipps der stern.de-User

  • von Angelika Unger
"Was tun Sie für den Klimaschutz?", haben wir die stern.de-User gefragt. Nicht alle wohnen im Passivhaus oder fahren ein Solarmobil. Sie erzählen, wie sie mit wenig Aufwand die Welt ein kleines Stück klimafreundlicher machen - und oft sie sogar selbst davon profitieren.

Der Mensch ist schuld am Klimawandel - daran gibt es nach der Vorstellung des neuen Weltklimaberichts kaum noch Zweifel. Wir verbrauchen zu viel Energie, verbrennen zu viel Öl, Gas und Kohle. Unsere Kraftwerke, Fabriken und Autos blasen zu viel Kohlendioxid in die Luft, das den Treibhauseffekt anheizt.

Keine Frage, es würde helfen, wenn sich Politiker endlich auf strengere Grenzwerte für Treibhausgase einigen könnten oder die Autoindustrie sich selbst verpflichten würde, nur noch Drei-Liter-Autos zu bauen. Doch auch jeder einzelne kann ein kleines Stück beitragen.

"Was tun Sie für den Klimaschutz?", haben wir die stern.de-User gefragt. Viele Menschen haben uns geschrieben, wie sie aktiv geworden sind. Es sind Ideen für jeden Geldbeutel dabei und für die verschiedensten Lebensumstände. Doch eines haben all die Menschen gemeinsam: Sie haben nicht das Gefühl, auf irgendetwas zu verzichten. Viele sparen mit ihrem Engagement sogar Geld - etwa Michael Freund, der mit seiner Familie seit acht Jahren in einem Passivhaus lebt: "Unsere Energiekosten für Warmwasser und Heizung belaufen sich auf unter 300 Euro."

Einkaufen mit dem Fahrrad - wenig, aber öfters

Durch Autoabgase gelangt viel Kohlendioxid in die Atmosphäre - und das oft völlig unnötig, findet etwa Friedrich Stark. "Man braucht nicht 1,5 Tonnen Metall, um 90 Kilo Mensch mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23 km/h durch die Stadt zu bewegen. Das kann man auch mit 15 Kilogramm Fahrrad erreichen und die Zeit fürs Fitnessstudio sparen", schreibt er. "Ich bin in den vergangenen acht Jahren 190 Tage im Jahr zwei mal 28 Kilometer täglich zur Arbeit geradelt. Wenn ich Politik machen dürfte, würde ich subventionieren: Umkleide und Duschgelegenheiten in Firmen mit mehr als fünf Mitarbeitern und mit Dresscode, Berufspendeln mit dem Fahrrad, Heimarbeitsplätze zur Verkehrsvermeidung, sparsame zweisitzige Kleinwagen."

Auch Alexander Kaltenbacher und seine Familie verzichten seit mehr als zehn Jahren auf ein Auto. Stattdessen fahren die Kaltenbachers mit dem Rad oder mit Bus und Bahn. "Deswegen wurden und werden wir immer wieder ungläubig angeschaut", schreibt Alexander Kaltenbacher - und beantwortet gleich die am häufigsten gestellten Fragen: "Wie ist das mit dem Einkauf? Mit dem Fahrrad - wenig, aber öfters, oder mit dem Bus. Wie ist das mit den Kindern? Die benutzen auch den Bus oder das Fahrrad oder gehen zu Fuß. Und wie ist das, wenn mal jemand krank ist? Da haben wir doch beim Führerscheinkurs gelernt, dass man auf den Krankenwagen warten soll."

Hybrid-Auto statt Spritfresser

Viele Menschen können oder wollen nicht auf ein motorisiertes Fahrzeug verzichten. Doch auch dann ist Klimaschutz möglich, zeigen die Zuschriften der stern.de-User. "Ich fahre einen japanischen Kleinwagen mit geringem Schadstoffausstoß und geringem Spritverbrauch - und auf Autobahnen fahre ich maximal Tempo 130", schreibt Ernst Forster.

Herbert Hämmerle hat ein anderes Rezept: "Längere Strecken lege ich, wenn möglich, mit der Bahn zurück." Statt eines "Spritfressers" steht bei ihm das umweltfreundliche Hybrid-Auto Toyota Prius in der Garage - neben einem herkömmlichen Verbrennungsmotor ist in diesem Modell ein Elektromotor eingebaut.

Klaus Dannes Fahrzeug kommt sogar ganz ohne Kraftstoff aus. "Für meine beruflich als auch privat zurückzulegenden Kilometer nutze ich Tag für Tag ein Solarmobil", schreibt er. "Das macht doppelt Freude: Zum einen kann ich guten Gewissens fahren, da ich weiß, mein Fahrzeug benötigt auf 100 Kilometer umgerechnet nur so viel Energie, wie in einem halben Liter Benzin stecken. Zum anderen freuen sich immer wieder Kinder am Wegesrand, wenn mein Fahrzeug fast lautlos an ihnen vorbeisaust. Kurz: Fahren mit dem Solarmobil tut der Umwelt gut, den Menschen, denen ich begegne, und letztlich auch mir."

Mobilität spielt nicht nur im Alltag eine wichtige Rolle: Die reiselustigen Deutschen zieht es in den Ferien oft ins Ausland. Dennis Harder verzichtet auf Fernreisen - aber deshalb noch lange nicht auf schöne Ferien: "Urlaub mache ich nur in Europa und bevorzugt ohne Flugreise. Da gibt es unglaublich viel zu entdecken."

Licht aus - auch im Büro

Da immer noch rund die Hälfte des deutschen Stroms in Kohlekraftwerken erzeugt wird, ist Stromsparen ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Dass man hier mit kleinen Maßnahmen viel bewirken kann, beweist der Bericht von Michael Freund: "Wir vermeiden Standby-Verbrauch - sogar unser CD-Player zog bei Power-off immer noch 3,4 Watt. Wir haben eine Tiefkühltruhe statt einem Tiefkühlschrank. Wir haben einen sehr sparsamen Kühlschrank (weniger als 100 Kilowattstunden im Jahr). Wir haben nur Energiesparlampen. Wir betreiben die Geschirrspülmaschine mit Warmwasser. Wir schalten das Licht aus, wenn wir es nicht brauchen. Unser Telefon hat keinen Stromanschluss. Auf diese Weise verbrauchen wir mit vier Personen auf 123 Quadratmetern Wohnfläche nur rund 2000 Kilowattstunden Strom im Jahr" - als deutscher Durchschnitt gelten Werte zwischen 3000 und 4000 Kilowattstunden.

Philipp Kammerlander erinnert außerdem daran, dass Energiesparen nicht nur Zuhause wichtig ist, wenn man die Stromrechnung selbst zahlen muss: "Mein Vorschlag: Abends beim Verlassen des Großraumbüros alle Lichter und Drucker ausmachen, die eventuell noch anwesende Kollegen nicht mehr benötigen."

Pullover an, Heizung aus

Ähnlich wie bei Strom gilt auch bei der Heizung: Weniger schützt das Klima. Denn viele deutsche Haushalte heizen mit Erdöl, durch die Schornsteine gelangt Kohlendioxid in die Atmosphäre. "Mehr und mehr Leute laufen heutzutage in den Wohnungen rum, als wäre Hochsommer: bekleidet nur mit Jeans und einem kurzarmigen T-Shirt, oft auch noch barfuß", ärgert sich Winfried Buchholz. "Würden alle wieder im Winter auch zu Hause Pullover und Hausschuhe tragen, könnte die Raumtemperatur heruntergedreht werden und man würde Erdöl oder Erdgas einsparen. Wir machen das so - das hat noch den angenehmen Effekt, dass man weniger Heizkosten hat."

Noch mehr Kosten - und Kohlendioxid - kann man sparen, wenn man die Tipps von Ralf Hüskes befolgt, der gerade ein Haus gebaut hat. "Richtung Norden verbesserte Fenster, die normalerweise nur in Passivenergiehäusern eingesetzt werden - Mehrkosten ca. 700 Euro. Die Kelleraußendämmung verstärkt - Mehrkosten ca. 300 Euro. Die Rolladenkästen mit zusätzlichem Styropor von innen her gedämmt - Mehrkosten ca. 30 EUR. Die Spülmaschine ans Warmwasser statt ans Kaltwasser angeschlossen, da das im Sommer von der Solaranlage erwärmt wird - Mehrkosten: 0 Euro. Rohre für eine zentrale Wohnraumlüftungsanlage vorgesehen - ca. 1000 Euro und eine Menge Arbeit. Zweiten Kaminzug für Holzofen vorgesehen."

Kerrygold-Butter muss nicht sein

Energie sparen kann man übrigens nicht nur, indem man selbst den Schalter auf "Aus" stellt, sondern auch im Supermarkt. "Der Weihenstephan-Joghurt aus Bayern, die Kerrygold-Butter aus Irland, Krabben, die von Büsum nach Marokko zum Pulen und anschließend wieder zurück gefahren werden - das muss nicht sein", ärgert sich Thomas Bock aus Glückstadt. "Die Vorstellung, dass Lebensmittel täglich quer durch Deutschland, durch Europa und sogar die ganze Welt gekarrt werden, lässt mich manchmal an unserem Verstand zweifeln."

Helge Sichting setzt stattdessen auf regionale Erzeuger: "Mein Gemüse kaufe ich jede Woche bei einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb aus der Region, der ökologisch produziert." Und auch Anne Bartels hat ein Rezept gefunden, um unnötige Transportwege zu vermeiden: "Mein Tipp: Kein Wasser aus Flaschen trinken, sondern stattdessen gereinigtes Leitungswasser aus Wasserspendern."

Und selbst bei der Geldanlage können Sie etwas für den Klimaschutz tun. "Einfach mal ökologisch investieren!", rät Jörg Roos. "Ich habe meine Finanzanlagen klimafreundlich ausgerichtet und alle Konten außer meinem Girokonto bei der 'Umweltbank'. Dann kann man sicher sein, dass das Geld in vernünftige Projekte fließt und erneuerbare Energien und Energieeffizienz das Kapital bekommen, das sie brauchen. Das gilt auch für Aktien und Investmentfonds."

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