Chirurgen in den USA möchten weltweit erstmals ein komplettes Gesicht transplantieren. Der ethisch und medizinisch umstrittene Eingriff soll Patienten mit schweren Verbrennungen, Krebs, Schusswunden oder entstellenden Hundebissen zu neuem Aussehen verhelfen. Die Mediziner wollen einem Toten das Gesicht abtrennen - mit Ohren, Nase und Augenlidern - und einem ihrer Patienten aufstülpen. Ein Team um den Schönheitschirurgen John Barker von der Universität Louisville (US-Bundesstaat Kentucky) bemühe sich derzeit um die Genehmigung für die Operation, schreibt das Magazin "New Scientist" (Nr. 2449, S. 32).
1999 verpflanzte das Team eine Hand
Nach der Transplantation müssten eventuelle Unebenheiten geglättet und fein vernäht werden, heißt es in einem 30-seitigen OP-Vorschlag, der dem Fachjournal vorlag. Die Abwehrreaktion gegen das Fremdgewebe hoffen die Spezialisten in Louisville mit den üblichen Medikamenten kontrollieren zu können.
Das Team um Barker hatte im Januar 1999 als zweites weltweit eine Hand verpflanzt. Schon damals arbeiteten die ehrgeizigen Chirurgen in Kentucky am "Endziel", der Übertragung eines ganzen Gesichts. Kritiker verurteilen die Prozedur, weil sie die Hinterbliebenen eines Toten eines Tages mit dem Gesicht des Toten auf der Straße konfrontieren könnte.
Transplantiertes Gesicht würde andere Züge annehmen
Diese Gefahr sieht Barker nicht. Wegen der eigenen Schädelform, vorhandener oder fehlender Fettpölsterchen in Wangen und Lippen könne der Transplantatempfänger nie identisch mit dem Spender aussehen. Vielmehr sei das Ergebnis ein drittes, bis dahin nicht existentes Gesicht, heißt es in dem Magazin. Einschneidender sei, dass dem Empfänger voraussichtlich nur die Hälfte aller Nerven und Muskeln des Gesichts zur Verfügung stehen.
DPA