Natur & Welt Mildere Winter, trockenere Sommer

Die Winter in Deutschland werden milder und feuchter, die Sommer etwas trockener. Das sagt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) voraus.

Die Winter in Deutschland werden milder und feuchter, die Sommer etwas trockener. Das sagt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) voraus. Während sich der globale Klimawandel auf viele ärmere Länder katastrophal auswirkt, haben Menschen in Deutschland nach Angaben des Instituts die Chance, sich darauf einzustellen. Dies betreffe unter anderem den Wein- und Getreideanbau, Wälder und Tourismus.

Nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes (Offenbach) war das Jahr 2000 das wärmste im 20. Jahrhundert. Seit 1988 registrieren die Klima-Experten ununterbrochen »zu warme« Jahre. Eine derartige Folge habe es im 20. Jahrhundert in Deutschland noch nicht gegeben.

»Das Klima in Deutschland ist bereits durch die globale Erwärmung beeinflusst und wird sich bei steigenden Temperaturen innerhalb der nächsten Jahrzehnte in einigen Gebieten weiter verändern«, sagt auch Friedrich Wilhelm Gerstengarbe, Klimaforscher am PIK.

Im Winter sei weiter mit häufiger auftretenden Westwetterlagen zu rechnen: Bereits seit Anfang der 70er Jahre bringen Westwinde vermehrt milde und feuchte Luft vom Atlantik nach Europa, was im Winter zu mehr Niederschlägen und häufigerem Tauwetter führt - vor allem im Westen und Süden Deutschlands. »In den letzten 100 Jahren sind im Südwesten bis zu 100 Millimeter mehr Niederschlag pro Jahr gefallen«, sagt Gerstengarbe. Der Durchschnitt liege dort zur Zeit bei 800 bis

1200 Millimetern pro Jahr. »Im Sommer werden dagegen Hitze- und Trockenperioden zunehmen und es wird insgesamt etwas weniger regnen.« Davon werde vor allem der Nordosten und der Osten betroffen sein.

Negative Folgen für die Landwirtschaft

Die Trockenheit im Sommer könne auch negative Folgen für die Landwirtschaft haben, sagt PIK-Forscher Thomas Kartschall. Nach seinen Schätzungen kann im Nordosten Deutschlands auf Grund von Wassermangel der Getreide-Ertrag um 2 bis 6 Prozent sinken.

Der Biophysiker sieht wärmere und längere Sommer allerdings auch als Chance, falls die Bauern auf andere Getreidesorten umsteigen:

Höhere Temperaturen führen deutschlandweit zum schnelleren Wachstum der Pflanzen. Beim Anpflanzen geeigneter Sorten erwartet Kartschall daher sogar höhere Erträge durch die verlängerte Wachstumsphase. Andererseits vermehren sich bei milden Wintern und heißen Sommern auch Schädlinge. »Der Anbau trocken- und krankheitsresistenterer Sorten stellt eine sinnvolle Anpassung dar«, meint Kartschall. So könne der vereinzelte Anbau von Körnermais und anderen wärmeliebenden Nutzpflanzen nordwärts ausgeweitet werden.

Für den Weinbau habe ein heißer und langer Sommer negative und positive Seiten: So könnten höhere Temperaturen - vor allem nachts - den eleganten Charakter des deutschen Rieslings »gegebenenfalls gefährden«. Allerdings erlauben die längeren Reifungszeiten möglicherweise höhere Qualitäten und einen ausgedehnteren Anbau von Rotwein.

Die Bäume in deutschen Wäldern sind in den vergangenen 30 Jahren bereits schneller als zuvor gewachsen. Die gesteigerte »Holzproduktion« sei auch auf wärmere Winter und Frühjahre zurückzuführen, meint PIK-Forscherin Petra Lasch. Als Gründe gelten zudem der erhöhte Kohlendioxidgehalt der Luft und die »Düngung« der Wälder durch Stickstoffe aus Abgasen, die zu krankhaft schnellem Wachstum führen. Trockenere Sommer könnten im Wald Ertragsrückgänge, vermehrt auftretende Waldbrände und erhöhten Schädlingsbefall mit sich bringen.

Für die Küsten Deutschlands lassen sich laut Institut noch keine exakten Vorhersagen machen. Der UN-Klimarat IPCC rechnet mit einem Anstieg des Meeresspiegel von elf bis 88 Zentimetern in diesem Jahrhundert. »Wir haben zudem Modellszenarien, nach denen es häufiger, stärkere oder ausdauernde Stürme an den Küsten geben wird«, sagte PIK-Ozeanographin Eva Braun, es gebe

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aber noch nicht genügend Daten für eine sichere Aussage.

Positive Folgen für Tourismus

Für den Tourismus an den Küsten Deutschlands sieht PIK-Forscher Richard Klein auch positive Auswirkungen durch die Klimaerwärmung:

Eine Temperaturerhöhung könne die Attraktivität der Küstenregionen für Urlauber erhöhen. Mildere Winter verringerten jedoch den Schneefall in den Mittelgebirgen. In den Hochgebirgen indes bedingten die erwarteten höheren Niederschläge eine Zunahme von Lawinen.

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