Ötzi im Netz Dem Eismann auf die Pelle rücken

Ein wenig steif war das Fotomodel schon, aber es ging ja auch nicht um "Germany's Next Topmodel": Nach einem 48-Stunden-Blitzlichtgewitter ist die Gletschermumie Ötzi im Internet zu betrachten - aus nächster Nähe und sogar in 3D.

Geboren wurde das Projekt "Iceman photoscan", das von dem in Bozen ansässigen EURAC-Institut stammt, aus einer Not: Aufgehoben ist Ötzi am besten bei minus sechs Grad und 98 Prozent Luftfeuchtigkeit. Doch für wissenschaftliche Untersuchungen muss der Gletschermann immer wieder aus seiner Kühlkammer geholt werden. "Wir wollen das wissenschaftliche Interesse an der Mumie und die Notwendigkeit, sie zu konservieren, unter einen Hut bringen", sagt der Leiter des Instituts, Dr. Albert Zink.

Daher haben die Wissenschaftler den Gletschermann für das Projekt 48 Stunden lang aus seiner Eiskammer geholt und millimeterweise fotografisch eingescannt. Aus 16 verschiedenen Blickwinkeln wurden 150.000 Aufnahmen gemacht.

Forscher und Interessierte haben nun gleichermaßen die Möglichkeit, sich Ötzi im Internet aus nächster Nähe anzuschauen. Unter www.icemanphotoscan.eu können sich Nutzer an die Mumie heranzoomen. Die 50 Tätowierungen des Gletschermannes haben sogar eine eigene Rubrik bekommen - mit hochauflösenden Aufnahmen. Zusätzlich wurden die Tätowierungen auch unter UV-Licht geblitzt, um bessere Kontraste zu erhalten. Eine räumliche Vorstellung der Mumie sollen 3D-Bilder vermitteln, die - mit den rot-grünen 3D-Brillen betrachtet - den Gletschermann dreidimensional werden lassen.

"Jetzt kann sich jeder ein Bild von dem Eismann machen", sagt Zink. Er hofft auch, dass die Fotos des Gletschermanns im Netz Forschern nutzen, einige offene Fragen zu klären. Kontrovers werde zum Beispiel noch diskutiert, wie die Verfärbungen der Haut zustande gekommen sind. "Auch bei den Tätowierungen sind sich Forscher noch nicht einig, ob sie rituellen Ursprungs sind oder eine Therapieform darstellen, ähnlich der Akupunktur", sagt Zink.

lea

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