Wenn Tigerin "Rhani" entspannt in ihrem Käfig liegt, könnten Besucher glatt den Respekt verlieren. Sie sieht aus wie eine Hauskatze in XXL. Doch so zahm Rhani auch schaut, ihren Urinstinkt hat sie nicht verloren. Und deshalb hat auch der ehrenamtliche Tierpfleger Thomas Plachta großen Respekt. "Meine Finger bleiben draußen. Alles andere wäre Dummheit", sagt er am Käfig, obwohl er seine "Rhani" gern mal knuddeln würde.
Seit Jahren bietet der Verein "Hilfe für exotische Tiere in Not" Raubkatzen einen friedlichen Lebensabend in Bayern. In seiner Anlage in Wallersdorf bei Ansbach, die von Tierschützern als "fantastisch" gelobt wird, landen Tiere, die zum Beispiel von der Polizei beschlagnahmt wurden. Der Star ist ohne Frage "Pamir", ein ausgewachsenes Tigermännchen mit stattlichen 200 Kilo Körpergewicht. Wenn er sich auf die Hinterbeine stellt, ist er mehr als 2,50 Meter groß. Mit seinem Kiefer hat er so viel Kraft, dass er schon einige Gitterstäbe verbogen hat. Doch nachdem ihm dabei ein Zahn herausbrach, hat er damit aufgehört.
Gerettet aus einem engen Zirkuswagen
Insgesamt acht Tiger, fünf Pumas und ein Ozelot leben derzeit im Raubtierasyl. Die meisten Tiere haben eine schlimme Vergangenheit hinter sich: Beschlagnahmt bei Zuhältern, die nur mit ihnen angeben wollten, oder aus Zirkussen, in denen sie unter schlechten Bedingungen leben mussten. "Wir sind keine Spinner - unsere Arbeit ist wichtig", sagt Plachta. "Es wäre schön, wenn es uns nicht geben müsste, aber uns gibt es, weil es den Tieren woanders schlecht geht."
Drei der fünf Pumas wurden vom Tierschutzverein München aus einem Zirkus gerettet, wo sie in einem Wagen eingepfercht waren. Die Pressesprecherin des Tierschutzvereins, Angelika Kretschmer, hat sich die Ansbacher Anlage angesehen und lobt die Tierhaltung dort. "Die Anlage ist wirklich einmalig", sagt sie. "Wir unterstützen sie." Es gebe bundesweit auch kaum eine Alternative, wenn es darum gehe, herrenlose Raubkatzen aufzunehmen. "Leider überschätzen sich Privatbesitzer immer wieder", sagt Kretschmer. Und dann müsse die Polizei eingreifen.
Drei der acht Tiger kommen gerade von einem Zirkus aus Österreich. Dort wurden Raubtiershows gesetzlich verboten, und einfach durchfüttern konnte der Zirkus die Tiere auch nicht.
Finanzielle Nöte bedrohen die Zukunft der Tiger
Begonnen hatte alles mit einem Architekten, der ein Faible für Raubkatzen hatte. Er bekam die Genehmigung und baute ein Gehege. Bald fühlte er sich dem Tierschutz verpflichtet und nahm nur noch Tiere in Not auf. Wegen der immensen Kosten wurde 1995 der Verein gegründet. Heute gibt es einen fest angestellten Tierpfleger und zwei Aushilfspfleger, außerdem rund hundert ehrenamtliche Helfer. Mehr als 80 Kilo Fleisch vertilgen die Raubkatzen täglich. Hinzu kommen Kosten für die medizinische Versorgung. 600 Vereinsmitglieder, Spenden und Patenschaften sichern den Raubkatzen das Überleben.
Nun aber sieht sich der Verein durch einen Rechtsstreit in seiner finanziellen Zukunft bedroht. Das Gelände, auf dem sich die Raubkatzen-Gehege befinden, wird vom Zwangsverwalter einer Ansbacher Bank verwaltet. 2002, als es dem Verein finanziell noch besser ging, zahlte er freiwillig eine Pacht von 1400 Euro monatlich. Doch wegen nachlassender Spenden senkte der Verein im Dezember 2003 die Pacht auf 400 Euro.
"Die freiwillige Zahlung stand immer unter dem Vorbehalt der finanziellen Situation des Vereins", erklärt Rudolf Harprecht, Anwalt und Vorstandsmitglied im Verein. Zwangsverwalter Sebastian Gramsamer findet dagegen, der Verein habe sich mit der eigenmächtigen Senkung der Pacht über die üblichen Gepflogenheiten hinweg gesetzt. "Ich möchte eine angemessene Pacht." Jetzt soll das Landgericht Ansbach entscheiden, wie es weiter geht.