Nach der Trennung von ihrer Mutter waren Kirsa und Naja zum Tode verurteilt. Doch menschliche Nächstenliebe rettete das Leben der beiden Seehunde. Jetzt können die jungen "Seehund-Damen" mit ihren großen Kulleraugen wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken. "Wir hoffen, die beiden noch in diesem Jahr auswildern zu können", sagt der stellvertretende Leiter der Seehundstation Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen), Ulf Bähker. Die jungen Seehunde wurden als hungrige Heuler gefunden und in Friedrichskoog aufgepäppelt.
Das Jagen müssen sie sich selbst beibringen
In diesem Sommer hatte die Seehundstation einen Heuler-Rekord erlebt. Bislang wurden schon 63 junge Tiere erfolgreich ausgewildert, sagt Bähker - üblich sind etwa 20 bis 30 pro Jahr. Jetzt sollen Kirsa und Naja zurück in die Freiheit verabschiedet werden. Dafür müssen sie allerdings noch an Gewicht zulegen. 25 Kilogramm sollten sie schon auf die Waage bringen, sagt Bähker.
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Homepage der Seehundstation www.seehundstation-Friedrichskoog.de
Wenn die beiden "Vollwaisen" dann in der Nordsee erstmals auf Futtersuche gehen, müssen sie sich wie alle Seehunde auf ihren Instinkt verlassen. "Die Jagd wird den Jungen von ihren Müttern nicht beigebracht", erklärt Bähker. So sind die Jungtiere anfangs auf "leichte Beute" angewiesen und ernähren sich hauptsächlich von Garnelen. Doch das macht nicht richtig satt. "Über die Erfahrungen mit dem Hunger lernen sie dann, ihre Sinnesorgane perfekt zu nutzen und erfolgreiche Fischjäger zu werden", weiß Bähker.
Wissenschaftliche Forschung neben Heuler-Aufzucht
In der Seehundstation Friedrichskoog arbeiten drei fest angestellte Mitarbeiter und mehrere ehrenamtliche Helfer. Zu ihren Aufgaben gehören neben der Aufzucht der Heuler wissenschaftliche Forschung und Informationen über Seehunde. Jährlich werden 160 000 Besucher gezählt. Seit 1996 finanziert sich die Station ohne staatliche Zuschüsse ausschließlich durch Spenden und den Verkauf von Eintrittskarten. Jedes Jahr müssen für die festen Kosten mindestens rund 300 000 Euro eingenommen werden. Von Wolfgang Runge, DPA