STUDIE Nur jeder Fünfte folgt religiösen Sexualnormen

Die wenigsten Deutschen sind bereit, sich in ihrem Sexualleben den Normen der Kirchen zu beugen. Einer Studie zufolge sind religiöse Sexualnormen nur noch für 21 Prozent von Bedeutung.

Religiöse Sexualnormen wie das Verbot von Homosexualität oder vorehelichem Geschlechtsverkehr sind einer Studie zufolge für jeden fünften Deutschen von Bedeutung. Das geht aus einer am Dienstag vorgestellten Studie der Landauer Forschungsstelle für Sexualwissenschaft hervor, für die 2405 Deutsche im Alter von 14 bis 92 Jahren befragt wurden. Danach werden solche Vorschriften vor allem von Menschen mit enger Beziehung zu ihrer Glaubensgemeinschaft respektiert.

Bei konfessionslosen und religiös lose gebundenen Menschen sei zu beobachten, dass die starren Kirchennormen von humanistischen, romantischen und individuellen Wertvorstellungen ersetzt würden, schrieben die Forscher. Teilweise entstehe aber auch ein »Werte-Vakuum«, in dem alles erlaubt sei. »Es scheint, als würden sich heute viele Menschen an den «Resten» ehemals mächtiger, aber unbarmherziger Sexualnormen orientieren, wobei die feindseligen und intoleranten Aspekte dieser Sexualnormen ausgeklammert werden.«

Insgesamt stimmten 21,1 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass sie stark von sexuellen Grundsätzen ihrer Glaubensgemeinschaft beeinflusst seien. Auf 78,9 Prozent traf die Aussage »kaum« zu. Im Vergleich der neuen mit den alten Bundesländern zeigt sich laut Studie, dass religiöse Sexualvorschriften im Westen eine größere Rolle spielen. Während dort knapp ein Viertel der Befragten (24,4 Prozent) angibt, dass Vorschriften der Glaubensgemeinschaft eine Rolle spielten, sind es im Osten lediglich 11,3 Prozent.

Die größte Rolle spielen die Sexualvorschriften bei einem Vergleich der alten Länder in Schleswig-Holstein. Dort stimmte knapp die Hälfte der Befragten (46,3 Prozent) der Aussage zu, dass solche Vorschriften sie beeinflussten. In Rheinland-Pfalz fiel die Zustimmung am niedrigsten aus (12,5 Prozent). Bei den fünf neuen Ländern liegt Mecklenburg-Vorpommern mit einer Zustimmung von 19,1 Prozent an der Spitze, das Schlusslicht bildet Brandenburg (3,0 Prozent).

Bei der Betrachtung der verschiedenen Altersgruppen zeigt sich, dass die 30- bis 39-Jährigen den geringsten Einfluss der Normen verspüren. Nur 16,2 Prozent aus dieser Gruppe fühlen sich von den Vorschriften beeinflusst, während es bei den 60- bis 92-jährigen 31,5 Prozent sind. Verwitwete sehen sich stärker von den Vorschriften beeinflusst (30,5 Prozent) als Geschiedene (14,1).

Bei den Menschen mit engem Verhältnis zu einer Glaubensgemeinschaft stimmt mehr als die Hälfte (57,5 Prozent) der Aussage zu, dass religiöse Normen ihr Sexualverhalten beeinflussen. Von denen, die ihrer Glaubensgemeinschaft ablehnend gegenüber stehen, ist es immerhin noch jeder vierte (25). Auch für jeden fünften der nur lose gebundenen oder religiös gleichgültigen Menschen haben die Werte Bedeutung (21,5 beziehungsweise 20,7).

Den stärksten Einfluss haben die Normen auf konfessionell gebundene Menschen, die nicht den beiden großen christlichen Kirchen angehören. 43 Prozent der Befragten aus dieser Gruppe lassen sich von den Normen in ihrem Sexualverhalten beeinflussen. Die zweitgrößte Gruppe stellen die Katholiken (28,2 Prozent), gefolgt von den Evangelischen (22,4) und den Konfessionslosen (9,3).

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